Außengastronomie öffnet wieder Gastronomie startet langsam

Erik Hande
Gastronomen wie Sven Kiel von der Ratsstube fahren das Geschäft langsam hoch. Ab nächster Woche gibt es wieder Gerichte von der Karte Foto: /Erik Hande

Gastwirte freuen sich, endlich wieder Gäste bedienen zu dürfen.

 
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Meiningen - „Für mich ist das wie ein Neustart“, sagte Ingolf Kellermann. Die ersten Gäste seit November 2021 konnte der Inhaber des Henneberger Hauses am Montag im Biergarten begrüßen. Für den Abend waren die 120 Plätze im Außenbereich der Gaststätte fast alle reserviert. Die Leute dürste es, wieder mit Freunden und in Familie ein Stück Biergarten-Atmosphäre zu genießen, freute sich der Gastwirt.

Doch nach Lachen allein war ihm nicht zumute. „In Berlin hat man eine Berufsgruppe kaputtgemacht“, formuliert er seine Kritik. In Meiningen habe sich die Stadt dagegen pragmatisch gezeigt und versucht zu helfen, hob er hervor. Das konnte aber nicht verhindern, dass ihm drei Stammkräfte verloren gingen, weil sie mit Kurzarbeitergeld allein eben nicht dauerhaft über die Runde kamen. Am Montag waren endlich die ersten Gäste wieder da, die ein Radler oder eine kühle Limonade bestellten. „Ich bin vorsichtig optimistisch“, formulierte der Gastwirt, der wie sein Personal selbst komplett geimpft ist. Seine Gäste, inklusive der in den fünf Gästezimmern, sollen sich eben richtig sicher und wohlfühlen, betonte Ingolf Kellermann.

Für Christina Voigt ist die Wiedereröffnung des LavaJava eine einzige Freude. Immerhin ist die Meiningerin in dem Café seit 2011 Stammgast. „Ich muss schon nicht mehr bestellen, sie wissen, dass ich einen Latte macchiato möchte“, sprach sie gestern mit frohem Lachen.

Ihr Gastgeber Falko Herting schaute derweil mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Die sieben Monate Schließzeit hätten ihn ein Jahr seiner Rente gekostet, weil er auf Rücklagen zugreifen musste. Als Inhaber habe er im Gegensatz zum Personal kein Geld vom Staat bekommen. Das Kurzarbeitergeld für die Mitarbeiter befand er indes für gut, wenngleich „eine Mutter mit zwei Kindern nicht davon leben kann“. Drei Arbeitskräfte hat er verloren, eine neu gewonnen. Die bekam aber kein Kurzarbeitergeld, obwohl das Lokal noch geschlossen war. Falko Herting hat das Gehalt komplett selbst bezahlt. Nun schaut er vorsichtig in den Sommer. Wenn erneut Schließungen drohen, dann müsse er überlegen, ob er sich nicht selbst schon in Ruhestand begibt.

Bei Sven Kiel waren die Außenplätze an der Ratsstube gestern kaum belegt. „Wir bieten die Karte nächste Woche wieder an“, sagte er. Die Köche hätten ihre Arbeit noch nicht begonnen. Er sei bislang mit dem Fischbrötchen- und Grillverkauf halbwegs über die Runden gekommen. Von sechs Mitarbeitern waren aber nur noch drei, inklusive seiner Person, vor Ort. Nun hofft er vorsichtig auf ein besseres Geschäft. Bis zu 60 Plätze kann er draußen anbieten. „Wir starten langsam, schauen was geht“, sagte der Gastwirt gestern.

Im Berghotel Eisenacher Haus am Ellenbogen spürt man hingegen nicht nur die Auswirkungen der Lockerungen und das schöne Wetter, sondern auch die bayerischen Pfingstferien. „Wir haben die ganze Woche über geöffnet“, sagt Hoteldirektor Mike Zeunert. Der Biergarten ist geöffnet, die Terrasse auch. „Wir haben die App darfichrein.de zur Kontaktnachverfolgung – und wer das nicht will oder kann, für den gibt es die Formulare auch als Papier“, sagt Zeunert und sieht das ziemlich unproblematisch. Auch vom Personal her habe er Glück: „Es sind alle noch da, wir können aufmachen.“ Für das Hotel gibt es bereits jetzt Buchungen für die nächste Zeit. Einige für den Frühling habe er wegen der Lockdown-Regelungen schon absagen müssen, die anderen hofft er realisieren zu können. Schon den ersten Lockdown hatte das Haus genutzt, um Zimmer zu renovieren, auch im Eingangsbereich und im Restaurant hat man etwas getan. „Und viel im Hintergrund, wo es der Gast gar nicht so sieht“, sagt Zeunert. Er hofft, nun endlich durchstarten zu können. Denn kaum hatte die Gruppe das Hotel samt Gastronomie seinerzeit übernommen, dauerte es nicht lange und es kam Corona.

Auf dem anderen Gipfel der Rhön, auf der Hohen Geba, hat Wirt Silvio Vollstädt sich mittlerweile in seiner Grillhütte so eingerichtet, „dass ich da ganz autark arbeiten kann“. Hier gibt es etwas für den Wanderer, ein To-go-Angebot mit Bratwurst oder Kaffee und Kuchen aus dem Dorf. Geöffnet ist aber immer nur bei schönem Wetter an den Wochenenden, von 10 bis 18 Uhr. „Mehr lohnt sich nicht“, sagt der Wirt, auch mit Blick auf die jetzigen und vielleicht weitere Lockerungen. Ja, die Bevölkerung warte auf erweiterte Öffnungen, etwa auch der Innengastronomie. „Aber so wie sich das die Regierung vorstellt, Hebel rum und los, geht es gar nicht“. Auch ihn plagt das Personalproblem. „Das Personal, und das ist ja legitim, hat sich über die lange Durststrecke andere Jobs gesucht. Jetzt bin ich wieder auf der Suche nach Mitarbeitern“. Gern würde er erneut Veranstaltungen wie das Schlachtfest auf der Geba oder den Indoor-Weihnachtsmarkt anbieten. Ob es sie wirklich geben wird, das hängt aber nicht nur von den Inzidenzwerten, sondern von noch vielem anderen mehr ab. eh/fr

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