Stark-Watzinger betonte, es sei ein zentrales Ziel der Bundesregierung, mehr junge Menschen in Ausbildung zu bringen. Die Bundesregierung wolle beispielsweise mit einer gesetzlichen Änderung dafür sorgen, dass die Kompetenzen und Erfahrungen von Menschen ohne formalen Berufsabschluss besser für das berufliche Leben anerkannt werden. Ab 2025 sollen die Änderungen in Kraft treten. Die berufliche Bildung werde für ihr Ministerium weiterhin Priorität haben, versprach Stark-Watzinger. Das gelte auch für die laufenden Haushaltsverhandlungen. Hier seien keine Kürzungen zu befürchten, stellte die Ministerin auf Nachfrage von Journalisten klar.
Regionale Unterschiede
Mit Blick auf die vielen unbesetzten Ausbildungsstellen verwies Stark-Watzinger darauf, dass die Lage je nach Region und Beruf unterschiedlich sei. Wie aus dem Bericht hervorgeht, haben es unter anderem Unternehmen im Lebensmittelhandwerk, im Hotel- und Gaststättengewerbe sowie in den Bau- und Metallberufen besonders schwer, Azubi-Stellen zu besetzen. Hier haben Bewerber umgekehrt besonders gute Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden. Geringere Chancen hätten Interessenten dagegen etwa in der Immobilienwirtschaft, in der Software-Entwicklung, im Gartenbau sowie in künstlerisch-kreativen Berufen.
Auch die regionalen Unterschiede machen sich bemerkbar: Azubi-Anwärter in Berlin, Hessen und Nordrhein-Westfalen haben es schwerer als in anderen Regionen, einen Platz zu finden. Rechnerisch die besten Chancen haben Bewerberinnen und Bewerber in Bayern und Thüringen, gefolgt von Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern.
Stark-Watzinger betonte, dass es generell mehr Aufklärung brauche. Es fehle teils das Wissen um berufliche Möglichkeiten. Ausbildungsberater seien häufig nur die eigenen Eltern. Auch die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sieht hier ein Defizit. Die Gymnasien müssten verbindlich über die Chancen einer dualen Ausbildung und über die höhere Berufsbildung informieren, forderte DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks. Nur so könnten junge Menschen eine fundierte Berufswahl treffen. Dercks wies darauf hin, dass viele Betriebe bereit seien, auch schwächeren Bewerbern eine Chance zu geben. Auch hier müsse es mehr Aufklärung geben, beispielsweise über Qualifizierungs-und Mentoringprogramme.
Der Verband deutscher Maschinen-und Anlagenbau e.V. (VDMA) übte deutliche Kritik an der Bundesregierung. "Der klare politische Wille, die Berufsausbildung wieder zu stärken und deren Wert zu vermitteln, fehlt", schrieb Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann in einer Stellungnahme. Noch immer komme die Berufsorientierung an den Schulen zu kurz, obwohl nach der Corona-Pandemie hier viel nachzuholen sei.