Aktion in Ilmenau Kerzen erinnern an Opfer von Gewalt

Jessie Morgenroth

Am Montag wurden am Wetzlarer Platz in Ilmenau wieder Kerzen zum Gedenken an Gewaltopfer entzündet. Die Zahlen steigen – und sind alarmierend.

 
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Der 25. November ist Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen – dieses Jahr fiel der Aktionstag auf einen Samstag, weshalb sich Veranstaltungen direkt an diesem Datum schwierig gestalteten. Die Mitarbeiter des Frauen- und Familienzentrums und Mehrgenerationenhauses (Alte Försterei) am Wetzlarer Platz in Ilmenau haben deshalb zu Aktionen vor und nach dem 25. November geladen – die traditionelle Kerzenaktion wurde auf Montag verschoben. Und eigentlich ist das Datum auch gar nicht der ausschlaggebende Faktor, denn „jeder Tag ist wichtig, um gegen Gewalt an Frauen aufmerksam zu machen“, so Karoline Kielholz vom Frauen- und Familienzentrum.

Wenngleich es um den 25. November herum viele Aktionen gebe, dürfe das Thema auch an den restlichen Tagen des Jahres nicht vergessen werden. Erschreckend war die Statistik, die sie präsentierte: Laut Angaben des Ilm-Kreises befände sich die Zahl von Fällen häuslicher Gewalt in Thüringen auf einem neuen Höchststand – mit einer Steigerung der Zahlen von 2021 zu 2022 um 18 Prozent. 2021 wurden 3 227 Fälle registriert, 2022 waren es 3 812 Opfer. Bundesweit sei die Anzahl der Opfer häuslicher Gewalt in den letzten fünf Jahren um 13 Prozent angestiegen und liege nun bei 240 547 Opfern. Im Ilm-Kreis sei zudem die Zahl der Frauen und Kinder, die Schutz im Frauenhaus suchen, gestiegen.

Auch im Frauen- und Familienzentrum und Mehrgenerationenhaus merke man eine Steigerung der Fallzahl – wobei nicht klar sei, ob tatsächlich mehr Frauen Opfer von Gewalt werden, oder sich einfach mehr Frauen trauen, Hilfsangebote anzunehmen. Auf diese immer wieder aufmerksam zu machen, sei wichtig, erklärte Karoline Kielholz. Und: Gewalt habe viele Gesichert. Neben körperlicher Gewalt gibt es auch psychischen Missbrauch, sexualisierte Übergriffe, digitale Gewalt.

Zur traditionellen Kerzenaktion waren am Montag nicht viele Gäste gekommen; Vertreter der Stadt, Polizei und Politik blieben fern. Das sei schon traurig und enttäuschend – doch immerhin wurden ein paar Passanten auf die brennenden Kerzen aufmerksam und schauten genauer hin. Das Frauen- und Familienzentrum und Mehrgenerationenhaus lässt sich von der geringen Resonanz aber nicht unterkriegen und wird auch in Zukunft Präventionsaktionen und Beratungen anbieten, zum Teil auch in Kooperation, wie mit dem Weißen Ring.

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