Für den Betroffenen ist das Hören mit dem Kopfhörer, der auf Basis der in Ilmenau erheblich weiterentwickelten sogenannten plausiblen Raumklangsynthese arbeitet, eine große Erleichterung: Durch das immersive Hörerlebnis nimmt er die virtuellen Klangquellen nicht mehr in seinem Kopf, sondern im Raum wahr. Dadurch wird die Tinnitus-Therapie maßgeblich unterstützt.
Da die Betroffenen die tragbaren Kopfhörer zu Hause, im Büro oder an jedem anderen Ort benutzen können, sind sie zudem ortsunabhängig und müssen sich weder für die Untersuchung, noch für die Behandlung zum Therapeuten begeben.
Aufgabe des Fachgebiets Biosignalverarbeitung der TU Ilmenau im Projekt ist es, Indikatoren zu identifizieren, anhand derer sich die elektrischen Aktivitäten des Hörapparats eindeutig dem Tinnitus zuordnen lassen. Der Leiter des Fachgebiets, Professor Peter Husar, sieht darin eine große Herausforderung: „Es wird nicht leicht werden, die räumliche Richtung einer eigentlich gar nicht vorhandenen Schallquelle zu identifizieren, die für den Tinnitus verantwortlich ist. Ich bin dennoch zuversichtlich, dass uns das, wie es wissenschaftliches Vorgehen vorgibt, nachweisbar und reproduzierbar gelingen kann.“ Auch Dr. Stephan Werner, Kommissarischer Leiter des Fachgebiets Elektronische Medientechnik, sieht im Projekt Herausforderungen: „Um die Fähigkeit eines Betroffenen, räumlich zu hören, umfassend in die Tinnitus-Therapie einbinden zu können, dürfen die Betroffenen die virtuellen Schallquellen nicht von realen Schallquellen im Raum unterscheiden. Nicht zuletzt deshalb werden wir im Projekt mit erfahrenen Tinnitus-Therapeuten zusammenarbeiten.“
Professor Karlheinz Brandenburg, CEO des Projektkoordinators Brandenburg Labs, blickt mit großer Zuversicht auf das zweijährige Forschungs- und Entwicklungsprojekt: „Wir haben uns für diese Zeit sehr viel vorgenommen. Dank der Vorarbeiten in den Fachgebieten der TU Ilmenau Elektronische Medientechnik und Biosignalverarbeitung und bei Brandenburg Labs sind wir sicher, gute Ergebnisse erzielen zu können, aus denen neue Indikatoren für Therapiemöglichkeiten des Tinnitus entstehen.“