Aidhausen - Trockenheit und Käferbefall haben auch am Gemeindewald Aidhausen ihre Spuren hinterlassen. Bürgermeister Dieter Möhring sprach sogar von einer "kleinen Katastrophe" beim Waldrundgang am Freitag. Forstoberrat Jürgen Hahn brachte das Problem auf den Punkt: "Heute ist der 18. September und wir stehen hier in kurzen Hosen da. Wärme und Trockenheit werden für den Wald zum Dauerproblem". Auch wenn es in diesem Jahr gefühlt mehr geregnet habe, sei das für die Bäume verfügbare Bodenwasser nicht mehr geworden. "Die Situation ist schlechter als in den vergangenen beiden Jahren", sagte Hahn. Das bayerische Nord-Süd-Gefälle im Hinblick auf den Holzmarkt und die Niederschlagsmenge sei "so extrem wie noch nie". Eine Regenmenge wie in Spitzingsee in Südbayern, wo es in einer Nacht 39 Liter pro Quadratmeter geregnet hatte, würde bei uns nicht in zwei Monaten fallen. Zudem sei der Regen oft gar nicht im Boden angekommen, sondern sei gleich verdunstet oder weggespült worden. Die Zeichen der Trockenheit seien schon bei einem Blick auf den Haßbergtrauf erkennbar, der Farben wie im Spätherbst aufzeige. Vor allem die Buchen würden sich verfärben und bereits Blätter abwerfen. Es sei erschreckend, dass die Buche nicht das könne, was man ihr zugetraut hat, nämlich mit der Trockenheit fertig zu werden. Am besten käme damit die Eiche zurecht. Die Naturverjüngung sei das "A und O", meinte Hahn. Ein Beispiel dafür zeigte Revierförster Bernhard Streck beim ersten Halt des Waldrundgangs, nämlich an einem Eichenbestand im "Heiligenholz". Dort wachsen auf 2,7 Hektar junge Eichen unter im Schnitt 70 Jahre alten Eichen nach. Durch diese "Naturverjüngung" erneuert sich der Wald von selbst. "Doch das dauert. Können wir uns das aus wirtschaftlicher Sicht leisten?", fragte Hahn. Einen Dauerwald zu erhalten, wie ihn Baron von Rotenhan besitzt, dauere Jahrzehnte. Nötig sei auch eine Zusammenarbeit mit den Jägern, um die Naturverjüngung zu erhalten. Doch die Jagd werde immer schwieriger, meldeten sich einige Jäger zu Wort. Immer mehr Mountainbiker oder Spaziergänger würden sich bei Dämmerung im Wald aufhalten und das Wild verscheuchen, klagten sie. Es werde immer schwieriger, die Abschussquoten zu erfüllen, auch weil das Wild in der Flur kaum noch Deckung findet. Ein Gegenstück zum ersten Haltepunkt im Wald war der zweite Haltepunkt, nämlich ein ehemaliger Fichtenbestand bei Kerbfeld. Dort hat der Borkenkäfer ganze Arbeit geleistet. Der gesamte Bestand musste gefällt werden, sodass nur noch eine Kahlfläche übrig blieb. Vier größere Kahlflächen gebe es derzeit im Gemeindewald, erklärte Streck - "Tendenz steigend". Die Frage sei: "Was sollen wir hier pflanzen?" Der Gesetzgeber schreibt vor, dass in drei Jahren ein neuer Wald angepflanzt ist. Möglich seien - neben der Eiche - auch Bäume wie die Elsbeere, Kirsche, Nußbaum, Ulme oder Esskastanie zu pflanzen, damit, wenn ein Baum ausfällt, die Struktur des Waldes erhalten bleibt. 500 Millionen Euro habe die Bundesregierung für den Wald zur Verfügung gestellt. Im Vergleich: "Neun Milliarden waren es für die Lufthansa", sagte Hahn, wollte sich aber nicht beschweren. Es sei noch nie so viel Geld in der Förderung da gewesen. Diese wird Aidhausen auch nutzen. 2000 Bäume seien in diesem Jahr gepflanzt worden, sagte Streck. Im Jahr 2021 werden es "einiges mehr" sein. Über 600 Festmeter mehr als geplant wurden in diesem Jahr gefällt. Da die Holzpreise im Keller sind, sei man jedoch bereits derzeit mit rund 8000 Euro im Minus, das sich bis zum Jahresende noch leicht erhöhen wird. Für das Forstwirtschaftsjahr 2021 rechnet Streck mit einem Minus von rund 18 000 Euro.