„Agathe“ in Haselbach Bürgerverein möchte mehr für Senioren tun

Doris Jakubowski (43)
Bei Kaffee und Kuchen wird Sigrid Stumpf (rechts) vorgestellt. Sie erklärt daraufhin, was es mit „Agathe“ auf sich hat. Foto: Doris Jakubowski

Mit einer Auftaktveranstaltung im Dorfhaus möchte der Bürgerverein in Haselbach die älteren Menschen aktiv mit einbeziehen. Während des Treffens klärte „Agathe“-Beraterin Sigrid Stumpf über das Projekt auf. Was fast allen Teilnehmerinnen noch neu war.

 
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Eigentlich ist die Seniorengruppe „60 plus“ in Haselbach über Jahre hinweg eine echte Hausnummer gewesen – ihre Mitglieder waren stets überall dabei, äußerst aktiv und mittendrin im Dorfleben. Die Coronapandemie und ihre Auswirkungen setzten dem zunächst ein jähes Ende. Zudem sind aus den über 60-Jährigen sind längst über 70- bzw. 80-Jährige geworden, die Zipperlein nehmen zu – und der „Nachwuchs“ fehlt. Ab irgendeinem Punkt war der Zug einfach abgefahren: Lange gab es keine regelmäßigen Treffen mehr. Doch der Ausfall an Veranstaltungen für die Haselbacher Senioren soll nun ein Ende haben, einiges soll sich in Zukunft ändern auf der Tagesordnung.

Mit einigen Aktionen hat nämlich der noch junge Bürgerverein Haselbach versucht, Brücken zu bauen und ältere Einwohner wieder mehr ins gesellschaftliche Leben mit einzubeziehen. Eindrücke á la „An uns denkt ja keiner“ soll es in dem 600-Einwohner-Dorf möglichst nicht mehr geben. Aktuell übernimmt der Bürgerverein also das, was sich vor wenigen Jahren „ 60 plus“ zur Aufgabe gemacht hätte. So lud etwa kürzlich die Vereinsvorsitzende Andrea Knabner gemeinsam mit Birgitt Eschrich vom Seniorenbeirat der Stadt Sonneberg ins Dorfhaus ein, um Haselbachs älteren Bürgerinnen und Bürgern das Projekt „Agathe“ vorzustellen. Die auch für Haselbach zuständige Projekt-Beraterin Sigrid Stumpf kam ebenfalls gern vorbei, Frauen des Vereins haben Kuchen gebacken und allen Beteiligten ein Käffchen gekocht.

Sigrid Stumpf arbeitet im Sonneberger Landratsamt für das Projekt, das vom Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie gefördert wird und vor allem als Angebot für alleinstehende Menschen ab 63 Jahren zu verstehen ist, die Hilfe im Alltag brauchen. Dabei ist „Agathe“ kein Pflegedienst und keine Hauswirtschaftsagentur. Mit Hilfe von „Agathe“ kann man organisieren, anregen, konkrete Hilfe in die Wege leiten, mit Rat und Tat zur Seite stehen und Menschen zusammenbringen. Stumpf hielt sich bei ihrer Info-Runde nicht lange beim Allgemeinen auf und stellte gleich einige sehr konkrete Fragen: „Haben Sie eine Vorsorgevollmacht, eine Patientenverfügung? Wo findet bei Ihnen zu Hause der Rettungsdienst im Notfall alle wichtigen Informationen zu Vorerkrankungen oder Medikamenten, die Sie einnehmen müssen? Wer ist im Falle eines Falles Ihre Vertrauensperson?“ Stumpfs Beispiele aus ihrer bisherigen Arbeit in Sonneberg machten deutlich, dass es manchmal nur kleine Dinge sind, die die Bürger bedrücken. Das rein Praktische ist oft schnell erledigt oder in die Wege geleitet – die Seele braucht allerdings mehr Zuwendung. 45 ältere Menschen nehmen derzeit Sigrid Stumpfs Dienste regelmäßig in Anspruch. Auch, wenn die beteiligten Haselbacher Seniorinnen gut informiert schienen und offensichtlich jede für sich bereits vorgesorgt hat – die SOS-Rettungsbox, die Agathe-Beraterin Stumpf allen Anwesenden aushändigte, überzeugte und wurde dankend angenommen. In der kleinen Dose kann man alle wichtigen Informationen bündeln, damit im Notfall die Ersthelfer direkt wissen, wo sie was finden. Ein Aufkleber, gut sichtbar angebracht, hilft ebenfalls dem Notdienst – vor allem, wenn es schnell gehen muss. Auch die Formulare für Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung fanden Abnehmer. Dass man sich die Dokumente im Landratsamt für zehn Euro beglaubigen lassen kann, war jedoch für viele Teilnehmerinnen neu. Sigrid Stumpf nahm auch gleich noch einen konkreten Auftrag der Runde mit, nämlich eine Fahrgelegenheit zur Seniorenfeier in Sonneberg zu organisieren, zu der der Bürgermeister eingeladen hatte. Darum ließ sie sich nicht zweimal bitten, auch, wenn der Seniorennachmittag bereits für den folgenden Tag anstand. Mittlerweile ist klar, dass die Organisation geklappt hat und interessierte Senioren nach Sonneberg ins Gesellschaftshaus gebracht werden konnten.

Doch die ersten Informationen zu „Agathe“ sollen erst den Anfang markieren. Was auch immer die eine oder andere Teilnehmerin an diesem Tag aus der Begegnung im Dorfhaus konkret für sich mit nach Hause genommen hat – eines ist dem Bürgerverein schon einmal gut gelungen: Eine informative und gesellige Runde zu organisieren und mit dem Vorstellen weiterer Ideen des Vereins, Hoffnung auf ein gutes Miteinander von Jung und Alt zu machen.

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