Sie ist als himmlische Muttergestalt Betreuerin aller Wesen, die leiden oder in großer Sorge sind. „Ich bin Isis, der magische Geist, und ich habe mehr Weisheit als jeder andere Gott“, sagt sie. Daran hat sich bis heute nichts geändert. „Die Mutter hat doch immer Recht“, ist so ein Spruch, an dem mehr Wahrheit als Klischee klebt. Als Statue ist Isis oft mit einem Knaben dargestellt, dem sie die Brust gibt. Aus diesem Bild wurde später die Gottesmutter Maria, die im christlichen Glauben verehrt wird. Der Glauben an die Mutter ist also so stark, dass die Menschen ihn über die Jahrtausende in ihren Kulten verarbeiten.
Es ist eine universelle Erfahrung. Das Wort „Mutter“ klingt in vielen Sprachen gleich. Die antiken Römer sprachen von „mater“, russisch ist es „mat“, persisch „mādar“, alt-indisch „matar“, chinesisch „muqin“ oder „māma“ und bei den Indianern Südamerikas „mama“. Als die Tagesschau im April auf ihrer Internetseite aus einer Mutter eine „gebärende Person“ machte, stand das Land kurzzeitig Kopf – und der Eintrag musste geändert werden.
Mütter haben die Familien in Kriegszeiten beschützt, während sich Väter die Kugel gaben. Sie müssen in der Erziehung auch mal böse sein, während andere sich abducken. Sie sind der Elternteil mit dem geringeren Einkommen, weil sie auf Karrieren verzichten. Sie geben ihre Kinder nicht her, auch wenn die Beziehung scheitert. Mütter haben das größte Herz – und doch keinen richtigen Feiertag.
Muttertags-Lexikon
Es begann in Amerika
Der Muttertag in seiner heutigen Form wurde in der englischen und US-amerikanischen Frauenbewegung geprägt. Die US-Amerikanerin Ann Maria Reeves Jarvis versuchte 1865 eine Mütterbewegung namens Mothers Friendships Day zu gründen. An von ihr organisierten Mothers Day Meetings konnten Mütter sich zu aktuellen Fragen austauschen. 1870 wurde von Julia Ward Howe eine Mütter-Friedenstag-Initiative unter dem Schlagwort „peace and motherhood“ gestartet. Sie hatte das Ziel, dass die Söhne nicht mehr in Kriegen geopfert werden sollen.
Geburt des Gedenktages
Als Begründerin des heutigen Muttertags gilt die Methodistin Anna Marie Jarvis, die Tochter von Ann Maria Reeves Jarvis. Sie veranstaltete in Grafton (West Virginia, USA) am 12. Mai 1907, dem Sonntag nach dem zweiten Todestag ihrer Mutter, ein Memorial Mothers Day Meeting. Im folgenden Jahr wurde auf ihr Drängen hin wiederum am zweiten Maisonntag in der Methodistenkirche in Grafton allen Müttern eine Andacht gewidmet. 500 weiße Nelken ließ sie zum Ausdruck ihrer Liebe zu ihrer verstorbenen Mutter vor der örtlichen Kirche an andere Mütter austeilen. Sie widmete sich nun hauptberuflich dem Ziel, einen offiziellen Muttertag zu schaffen, und startete eine Initiative für die Einführung eines offiziellen Feiertags zu Ehren der Mütter, indem sie Briefe an Politiker, Geschäftsleute, Geistliche und Frauenvereine schrieb. Die Bewegung wuchs sehr rasch an. Bereits 1909 wurde der Muttertag in 45 Staaten der USA gefeiert. 1912 führten ihn die Methodisten in West Virginia ein. Am 8. Mai 1914 erließ der US-Kongress die Joint Resolution Designating the Second Sunday in May as Mother’s Day: Als Zeichen der Liebe und Verehrung der Mütter solle der 2. Sonntag im Mai als Muttertag gefeiert werden. Der Präsident der Vereinigten Staaten solle an diesem Tag die öffentlichen Gebäude beflaggen lassen; diesem Willen des Kongresses hat Präsident Woodrow Wilson noch im selben Jahr Folge geleistet. So wurde der Muttertag 1914 zum ersten Mal als nationaler Feiertag begangen.
Vor 100 Jahren in Deutschland
In Deutschland wurde der Muttertag 1922/1923 vom Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber mit Plakaten „Ehret die Mutter“ in den Schaufenstern etabliert und – betont unpolitisch – als Tag der Blumenwünsche gefeiert. Mit Plakaten in Schaufenstern, kleineren Werbekampagnen und Veranstaltungen bis hin zu Muttertagspoesie wurde dem ersten deutschen Muttertag am 13. Mai 1923 durch den Vorsitzenden des Verbandes, Rudolf Knauer, der Weg bereitet. Ab 1926 wurde die Propagierung des Muttertages an die Arbeitsgemeinschaft für Volksgesundung übertragen, um „Kirche und Schule zu gewinnen und die Regierung dahin zu bringen, den Muttertag am zweiten Sonntag im Mai als offiziellen Feiertag festzulegen“.
In der DDR
In der DDR wurde der Muttertag offiziell nicht begangen, stattdessen wurde der Internationale Frauentag am 8. März gefeiert.
Rechtliches
Der Muttertag ist nicht gesetzlich verankert, vielmehr basiert dessen Datum auf Übereinkünften von Wirtschaftsverbänden. Die Floristenverbände in Deutschland haben den zweiten Sonntag im Mai als Muttertag festgelegt, was dazu führt, dass Pfingstsonntag und Muttertag auf denselben Tag fallen, wenn Ostern spätestens am 26. März gefeiert wird. Zuletzt traf das für die Jahre 1978, 1989 und 2008 zu. Da einige Ländergesetze die Ladenöffnung am Pfingstsonntag untersagen, darf – so beschloss es der deutsche Einzelhandel 1949 – in solchen Fällen ein Ersatztermin gesucht werden.