Dieses Doppeljubiläum konnte sich Andreas Seifert, seit über 30 Jahren Leiter des Meininger Literaturmuseums, nicht entgehen lassen. Seit 100 Jahren ist das Volkslied „Hoch auf dem gelben Wagen“ in aller Munde, vor 50 Jahren sang es der Bundesaußenminister und spätere Bundespräsident Walter Scheel und stürmte damit die Hitparade. Allerdings gibt es zwischen Baumbachs Originalversen und dem gängigen Liedtext, den viele in der Schule lernten und auch Scheel sang, Unterschiede. Der promovierte Kulturwissenschaftler Seifert, der wie kaum ein anderer Baumbachs Leben kennt, bevorzugt zweifelsohne das Original: Da geht es über Berge und Wälder und Matten, nicht über Felder, Wiesen und Auen. Der Dichter beschreibt wogendes Ährengold, nicht leuchtendes. Es gibt noch einige Abweichungen mehr. Die vorwärts jagenden Rosse bei Baumbach verlangsamten sich in der späteren Version zu trabenden Rossen, was der Museumsleiter mit Kopfschütteln quittiert: „Ja, geht’s denn noch? – Das sind doch keine Brauereigäule!“