10. Cister-Symposium Cister-Act oder: wie Tradition heute klingt

Die beliebte Band Hüsch! Foto: /Michael Bauroth

Freunde der Thüringer Waldzither kommen zu ihrem zehnten Symposium zusammen. Sie tauschen sich über Literatur und Spielweisen aus, lassen Lieder für den Frieden hören. Und: Hüsch! spielt am Freitagabend auf.

 
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Ob die Altvorderen einst gedacht hätten, dass die alte Thüringer Waldzither einmal in modernen Bands Einzug halten wird? Vielleicht haben sie sich das insgeheim gewünscht. Mittlerweile ist das Instrument tatsächlich gut vertreten in der Musikszene. Sting spielt eine Waldzither-Variante, Keith Richards ließ sich eine fünfsaitige Gitarre in Waldzither-Stimmung bauen. Und selbstredend ist die Waldzither bei der Band Hüsch! und beim Ilmenauer Duo Janna zuhause. Unter anderem. Selbst Prinz Chaos (Florian Kirner) spielt das Instrument, das eine lange Zeit aus dem Bewusstsein der Menschen und von den Bühnen verschwunden war.

Tatsächlich muss man auch heute noch immer wieder erklären, dass die Thüringer Waldzither und die weitverbreitete Tischzither zwei Paar Schuhe sind. Dabei ist die Waldzither ein richtig echtes Kulturgut. Die Vorläufer dieses mandolinenähnlichen Saiteninstrumentes wurden hierzulande schon vor mehr als 500 Jahren gespielt. Zwar hat die Waldzither auch in Suhl eine sehr gute Tradition, für die klangvolle Namen stehen wie Hilmar Günther (1930 - 2015), Ludwig Möller (1832 - 1917) sowie Theodor Heym (1887 - 1946). Drei Suhler also, die als Instrumentenbauer der alten Waldzither mit zu neuer Popularität verholfen haben.

Große Waldzither-Dichte

Und doch führt das Instrument noch immer ein Schattendasein. Das wollen die Freunde der Waldzither, die dessen Bedeutung und Potenzial sehr hoch schätzen, nicht hinnehmen. Genug Antrieb also, das erste Cister-Symposium 2003 für Freunde der Waldzither aus ganz Deutschland aus der Taufe zu heben. Jetzt – vom 15. bis 18. September – erlebt dieses Symposium in Suhl seine zehnte Auflage. Auch dieses Mal werden zu diesem Forum für alle, die ihr Wissen über Liedgut, Tradition sowie Bau- und Spielweise des Instruments untereinander teilen wollen, wieder etwa 50 Teilnehmer erwartet.

Darunter sind auch die Musiker der Folkband Hüsch!, die zudem am Freitag, 16. September, 19 Uhr in der Suhler Tanzgalerie ein Konzert geben. „Das dürfte für viele ein musikalischer Leckerbissen sein, denn die Band spielt nicht nur deutsche Folkmusik in einem weltmusikalischen Gewand. Sie gilt auch die Formation mit der größten Waldzither-Dichte“, sagt Mathias Rost, vom Vorstand des Vereins der Freunde und Förderer der Waldzither. Hüsch! findet in der Tat immer wieder Anklang, weil die Musiker mit viel Sensibilität daran gehen, traditionelle Musik zu entstauben.

Aktuelle Literatur

Bei Hüsch! vertreten ist auch Joachim Rosenbrück, der im vergangenen Jahr „Waldzither Winter Weihnacht“ und damit neuen Stoff für alle Waldzitherfreunde herausgebracht hat. „Er hat damit die derzeit einzige aktuelle Waldzither-Literatur vorgelegt“, so Mathias Rost. Apropos Literatur. Am 15. September wird im Waffenmuseum das neue Buch „Emil und die Waldzither“ von Sabine Nitsche vorgestellt, das wohl das erste Kinderbuch über die Waldzither auf dem Markt ist. Ihre Geschichte geht unter anderem der Frage nach, wie die Waldzither nach Thüringen gekommen ist.

Mit beim Symposium dabei ist unter anderem Tim Liebert (ebenfalls von Hüsch!), der auch Workshops leitet. Interessant ist auch, dass der Helmut Pötsch – die eine Hälften des Weimarer Folk-Blues-Duos Postel & Pötsch – mittlerweile auf die Waldzither gekommen ist. Auch er wird bei diesem Symposium, mit dem die Freunde und Förderer der Waldzither ein kleines Jubiläum feiern, vertreten sein. Und sicher auch beim großen Abschlusskonzert der Teilnehmer, das unglaublich hörenswert ist. Dies vor allem deswegen, weil die Fans der Thüringer Waldzither einmal mehr demonstrieren werden, was mit dem Instrument alles möglich ist. Für die Vielseitigkeit dieses Instrumentes spricht, dass es nicht nur Volksmusik kann, sondern auch Blues, Rock und Pop. Und ganz sicher auch noch eine große Menge mehr. Hier wird gezeigt, wie Tradition lebt. Wie sie klingt.

Lieder für den Frieden

Und einmal mehr werden die Waldzithern und deren Freunde hören lassen, dass eine Zither alles andere als ein längst verstaubtes Instrument ist. Es lebt. Es klingt. Und es bringt Menschen zusammen. So wie das die die Musik seit Jahrhunderten macht.

Das wird sie bei den öffentlichen Konzerten auch wieder tun, zu denen die Suhler und ihre Gäste während des Cister-Symposiums eingeladen sind. Und das wird sie auch bei der Veranstaltung tun, die aus aktuellem Anlass unter dem Titel „Lieder für den Frieden“ steht und 16 Uhr in der Heinrichser Kirche beginnt. „Wie haben hierfür unter den Teilnehmern eine sehr gute Resonanz. Etwa zehn Musiker haben bereits zugesagt, dieses Programm gemeinsam zu bestreiten“, verrät Mathias Rost. Mit dabei wird zum Beispiel Tim Liebert sein, der aller Voraussicht nach ein Lied von Konstantin Wecker – „Wenn unsere Brüder kommen“ – hören lassen wird.

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