Hier allerdings liegt eine weitere Quelle von Zahlen-Differenzen, für die diesmal das Landratsamt nichts kann.
Unterschiedliche Ergebnisse entstehen nämlich nicht nur durch abweichende Zählregeln. Auch der Zeitpunkt, zu dem man Daten abfragt und weiterleitet, beeinflusst die Zahl, die am Ende herauskommt und zu lesen ist.
Die Daten aus den Kreisen und kreisfreien Städte laufen natürlich zunächst bei den örtlichen Gesundheitsämtern ein. Niemand hat aktuellere Zahlen als die Landratsämter. Wann und mit welchem Stand die Daten aber abgefragt und veröffentlicht werden, entscheidet jede Behörde selbst. So kommen aus Bad Salzungen immer am frühen Nachmittag die aktuellen Tageswerte. Andere Kreisverwaltungen aktualisieren mehrmals täglich, noch andere machen morgens die Feierabend-Zahlen vom Vortag publik. Unsere Zeitung greift immer auf die Gesundheitsamts-Daten zurück, die bis 18 Uhr vorliegen. Diese veröffentlichen wir abends auf insüdthüringen.de und am nächsten Tag in der Zeitung, etwa auf unserer täglichen Corona-Landkarte von Südthüringen und Umgebung.
Die Thüringer Landesregierung und viele überregionale Medien holen ihre Daten allerdings vom Robert-Koch-Institut (RKI). Bis die Landkreis-Zahlen auch in die RKI-Datenbank einlaufen, kann es mehrere Tage dauern.
Zudem aktualisiert das RKI seine Statistik nur einmal täglich, um Mitternacht. Wer die RKI-Tabellen im Laufe des Tages aufruft, bekommt also immer die Daten präsentiert, die am Vortag in Berlin vorlagen. So kommt es, dass beispielsweise am Freitagnachmittag abgerufene RKI-Daten je nachdem den Infektionsstand von Donnerstagfrüh, Mittwochabend oder gar von Dienstag wiedergeben.
Die vielerorts veröffentlichten und weiterverarbeiteten RKI-Zahlen hinken der Realität also häufig um zwei bis drei Tage hinterher. Das gilt auch für die Sieben-Tage-Inzidenz.
Und schließlich gilt für all diese Zahlenspiele: Sie sind nur ein mathematisches Abbild eines Geschehens, das sich selbst überhaupt nicht um Statistiken schert. Denn die Verzögerungen und Unstimmigkeiten beim Zählen stehen erst am Ende einer Kette, die schon viel früher beginnt. Denn erst kommt die Ansteckung, dann Symptome bei den Betroffenen. Manche werden schließlich getestet. Dann wird auf die Ergebnisse gewartet. Und erst dann taucht eine vorhandene Infektion auch auf den Datenblättern und in den Excel-Tabellen der Statistiker auf.