Suhl - Rafael Ormann hat ein sehr bewegtes Medizinerleben hinter sich. Nach seinem Studium der Medizin in Katowice hat der gebürtige Breslauer eine Facharztausbildung als Gynäkologe begonnen. Und als Notfallmediziner. "Mit dieser Ausrichtung hatte ich manchmal an einem Tag mit dem Lebensanfang - mit einer Geburt- und mit dem Lebensende - mit einem Verunfallten, dem ich nicht mehr helfen konnte -, zu tun", sagt der 52-Jährige. Mit dem Beitritt Polens zur EU allerdings galten neue Regeln. Er und seine Frau, die ebenfalls Ärztin ist, konnten ihre Facharztausbildung nicht wie bisher weiterführen. Um sie dennoch komplett machen zu können, hätte es viel Aufwand gebraucht, der finanziell nur schwer zu stemmen war. Zumal in der Ausbildung kaum Dienste möglich waren, die etwas Geld hätten einbringen können. Und Nephrologen (Nierenspezialisten) - das ist die Facharztstrecke seiner Frau - wurden angeblich auch nicht gebraucht. "Also haben wir uns nach einer neuen Perspektive umgesehen. Meine Frau, die Deutsch in der Schule gelernt hatte, fand in Arnstadt gleich eine Stelle. Also haben wir uns für eine Zukunft in Deutschland entschieden", sagt Ormann. Zwei Jahre habe er die Schulbank gedrückt, um die deutsche Sprache zu lernen und anschließend als Arzt in der Notfallaufnahme zu arbeiten.