Erfurt/Annaberg-Buchholz - Nach dem schweren Busunglück in Erfurt mit einem toten Kind sucht die Polizei weitere Zeugen. «Sie können sich jederzeit bei uns melden», sagte eine Polizeisprecherin in Erfurt am Samstagmorgen. Im Laufe des Tages sollen zudem die Ermittlungsarbeiten an der Unfallstelle fortgesetzt werden. Es müssten weitere Spuren gesichert werden, um den Unfallhergang rekonstruieren zu können. Noch ist unklar, wie genau der Reisebus mit 59 Schülern, 4 Betreuern, einem Lehrerkind sowie dem Busfahrer auf der Autobahn 4 bei Erfurt am Freitag umkippen konnte.

Bei dem tragischen Unfall starb nach Polizeiangaben das vierjährige Kind einer Lehrerin. Zudem gab es 25 Schwerverletzte und 40 Leichtverletzte. Zu den Leichtverletzten gehört auch der Busfahrer. Zuvor war die Rede von 15 Schwerverletzten und 49 Leichtverletzten sowie einem toten Fünfjährigen. Nach Polizeiangaben schwebte am Samstagmorgen niemand mehr in Lebensgefahr.

Eltern und Verwandte holten teilweise noch bis zum späten Freitagabend ihre leicht verletzten Kinder in der thüringischen Landeshauptstadt ab, wie ein Sprecher der Leitstelle in Erfurt am Samstagmorgen sagte. Sie wurden in einer Rettungswache der Feuerwehr untergebracht und versorgt.

Das Busunternehmen hat den Opfern und ihren Angehörigen Unterstützung zugesichert. Ihnen gelte sein Mitgefühl, sagte Geschäftsführer Erich Krautgartner am Samstag. «Wir versuchen alles Mögliche, um ihren Schmerz zu lindern und ihnen beizustehen.» Wie das Unternehmen mit Sitz im österreichischen Ried konkret helfe, stehe noch nicht fest. Dazu gebe es aber Kontakte zu der Schule in Annaberg-Buchholz, deren Schüler in dem Bus auf der Heimreise von einer Englandfahrt waren.

Der Fahrer sei nach seinen Informationen erst am Morgen in den Bus gestiegen und habe nicht länger als vier Stunden am Steuer gesessen, erklärte Krautgartner. Nähere Angaben etwa zur Erfahrung des Mannes wollte er mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen der Polizei nicht machen. Die Thüringer Autobahnpolizei bestätigte, dass der 35-Jährige nicht die ganze Rückfahrt den Bus gelenkt habe. Es gebe Belege, dass zwischendurch einen Fahrerwechsel stattgefunden habe, hieß es. Der Mann aus Österreich sollte am Samstagmittag vernommen werden.

Sachsens Landesbischof Carsten Rentzing hat dazu aufgerufen, die Opfer des Busunglücks von Erfurt in die Gebete bei den Gottesdiensten am Reformationstag mit einzubeziehen. Er bete «um Gottes Beistand und Kraft und Trost für die Verletzten und Angehörigen», erklärte er in der Nacht zum Samstag. Von dem Tod des Kindes einer Lehrerin zeigte er sich «entsetzt». Er habe dem Leiter des evangelischen Gymnasiums und der Schulgemeinschaft Erzgebirge in Annaberg-Buchholz seine Anteilnahme übermittelt.

«Angesichts des Unglücks sind wir im Gebet mit der Annaberger Schulgemeinschaft verbunden und beten um Trost und Beistand», meinte auch Burkart Pilz, Bildungsdezernent im Landeskirchenamt. Er dankte für die Unterstützung der Seelsorger in der Schule und bei den Eltern in den «schweren und angstvollen» Stunden.

Nach derzeitigen Erkenntnissen war der Bus auf der Autobahn 4 in Richtung Dresden nach einem Überholmanöver rechts von der Fahrbahn abgekommen, in eine Böschung gefahren und umgekippt. Die 59 Schüler und Betreuer einer evangelischen Schule in Annaberg-Buchholz waren auf dem Rückweg von einer Sprachreise nach England. dpa

Lesen Sie dazu auch:
Vierjähriger stirbt bei Unfall mit Reisebus