Thüringer helfen Nach mehr als zwei Jahren wieder Sonne im Gesicht

Großer Erfolg für die Spender: Ein Schwerkranker kann endlich sein Bett verlassen. Eine Rampe macht's möglich.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Möhra - So sieht Glück für den Schwerkranken und seine Familie aus. Am 21. April begrüßt blinzelnd Hans-Jürgen Ziegler bei herrlichem Sonnenschein auf der soliden Holz-Rollstuhlrampe erstmals seit Dezember 2013 den Sonnenschein über sich. Dazu Vogelzwitschern und frische Luft um sich herum.

Lebensqualität, die für gesunde Menschen so selbstverständlich ist wie für viele Spender die Unterstützung für Hans-Jürgen Ziegler mit dem Hilfsverein dieser Zeitung war.

Ziegler rückt seine Sauerstoffleitungen an den Nasenlöchern zurecht. "Vati, nimm jetzt aber deine Zipfelmütze ab für das Foto", strahlt Sabine, die pfiffige Tochter des Schwerkranken. Die junge Frau im Pflegeberuf-Schichtsystem hat heute ihren freien Tag. Nachbarn der winzigen Ziegelei-Exklave westlich von Möhra im Wartburgkreis richten sich von der Gartenarbeit auf, beobachten die Zeremonie mit Wohlwollen. Auch, weil ihr Nachbar seit seinem beinahe tödlichen Multiorganversagen im Dezember 2013 draußen nicht mehr zu sehen war.

Sabine lacht: "Also, auf geht's Vatern!" Sie greift beherzt die Schiebe- und Bremsgriffe des doppelt breiten Rollstuhls. Währenddessen quietschen die Hartgummireifen 19 steile Meter abwärts aus der Wohnung in den Garten. Unten angekommen strahlt Hans-Jürgen: "Unglaublich, wie soll ich euch allen danken?"

Oben, unter dem ebenfalls richtig soliden Holzvordach mit Miniterrasse, als Anschluss der Zufahrtsrampe zur Küche des alten Häuschens, steht Hans-Jürgens Ehefrau Bettina. Beide Hände vor dem Mund murmelt sie "Oh Gott, Hans-Jürgen, wie gut das geht!" Und, dass jetzt "auch die Krankenkasse schon ihren zugesagten Kostenanteil von 4000 Euro" für die Mindest-Mobilität ihres schwerkranken Gatten am öffentlichen Leben überweise.

Für nur gut 9000 Euro zimmerte Schreinermeister Georg Pötsch aus Kloster Veßra bei Schleusingen den Zieglers eine Rollstuhlzufahrt, die das Haus nebenbei sogar noch verschönert. Trotz firmenseitig selbst erledigter Fundament-Arbeiten ist alles kaum halb so teuer wie es ein Hublift gewesen wäre. "Freies Wort hilft" steuerte rund 5000 Euro bei, die ein Großspender und viele kleine gezielt für Ziegler gegeben hatten.

Schwester Ute vom Ökumenischen Diakon-Sozialdienst kommt dazu, streichelt Hans-Jürgen herzlich über die Wange: "Geschafft! Nun steht dir der Weg ins Freie offen. Und du kannst einen Elektro-Rollstuhl beantragen

Hans-Jürgen betont beim abschließenden Personenkran-Umheben ins Pflegebett: "Sogar die Krankenkassen-Mitarbeiterin war jetzt richtig höflich. Sie sagt nie wieder: ,Na dann tun sie doch, was sie nicht lassen können - wenden Sie sich doch an Ihre Zeitung' . Wie 2015, als es noch um die Fragen von Rampe oder Hublift ging."

Dabei hofft er, dass sich weitere Blaulichtfahrten wegen seiner mitunter lebensbedrohlichen Zustände viel Zeit lassen. Auch die bislang stets vier Rettungssanitäter müssen ihn nun nicht mehr die enge Haustreppe hinunter schleppen.

"Hier", sagt Hans-Jürgen, "meine Tochter hat den Antrag auf Mitgliedschaft des Zeitungs-Hilfsvereins abgeschickt. Ich will nicht nur nehmen, sondern auch ein wenig zurück geben, wenn Ihr wieder anderen Menschen helft!" uhu

Die Mitgliedschaft im gemeinnützigen Verein "Freies Wort hilft - Miteinander Füreinander" kostet nur 20 Euro im Jahr. Info und Beitrittsformular: www.freies-wort.de/hilft

Autor

Bilder