Sonneberg - Es ist ein ganz besonderes Stück Stoff. Jahrzehntelang lag es, eingewickelt in ein Leintuch, auf einem Schrank im Pfarramt von Sonneberg. Bis das Zimmer ausgeräumt werden musste, etwa 2007 war das. Stefanie Oberender, Mitarbeiterin der Kirchengemeinde, rollte das Tuch auseinander und fand darin eine Fahne, groß wie ein Tischtuch und grün wie getrocknetes Gras. Zwei himmelblaue Zweige sind auf den glatten Seidenstoff gemalt, ein Palm- und ein Lorbeerzweig, zusammengefasst von einer roten Schleife. Die Zweige umschließen einen verblassten Schriftzug: "Zum Gedächtnistag des Reformations Jubel-Festes am 31. Oct: 1817". Über dem Schriftzug prangt das Auge Gottes einem goldfarbenen Dreieck.

Das Seidentuch mit seiner schmalen Borte aus Metall ist etwas ganz Besonderes, das war Oberender schon beim ersten Anblick klar. Sie wälzte alte Kirchenakten, befragte das Stadtarchiv und fand heraus, dass die Fahne tatsächlich bei einem Umzug durch die Stadt getragen wurde, am 31. Oktober 1817, zum 300. Jahrestag der Reformation. Oberender informierte das Landeskirchenamt in Erfurt - und bekam bald darauf Besuch aus der Abteilung für Kunstgut.