Suhl/Erfurt - Bei den Durchsuchungen wurden Laptops, Handys, Festplatten, USB-Sticks und Bank-Unterlagen nach Angaben von Thüringens Innenminister Holger Poppenhäger (SPD) beschlagnahmt. Das Material werde nun ausgewertet. «Es wurden keine Personen festgenommen.» Laut Poppenhäger sind am Nachmittag noch mehrere Beschuldigte vernommen worden. Der Minister sprach von einem erfolgreichen Einsatz, an dem 400 Polizisten beteiligt waren.

Seit dem Morgen liefen in fünf Bundesländern Anti-Terror-Einsätze. Dabei wurden die Wohnungen und Unterkünfte von insgesamt 14 Tschetschenen aus Russland durchsucht. Im Zentrum der Ermittlungen steht ein 28-jähriger Tschetschene mit russischer Staatsbürgerschaft. Er soll nach Angaben des Landeskriminalamts geplant haben, sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zum bewaffneten Kampf in Syrien anzuschließen. Ermittelt wird auch gegen weitere 13 Beschuldigte, zehn Männer und drei Frauen zwischen 21 und 31 Jahren, wegen des Verdachts der Terrorismusfinanzierung.

Verdächtige seien befragt worden, Festnahmen habe es allerdings nicht gegeben, sagte eine LKA-Sprecherin. «Es gibt keinen Haftbefehl.» Hauptverdächtig sei ein 28-jähriger Tschetschene mit russischem Pass, der als Asylbewerber in Suhl lebe. Er wurde laut LKA in Suhl angetroffen und vernommen. Auch die anderen Verdächtigen - zehn Männer und drei Frauen im Alter zwischen 21 und 31 Jahren - lebten als Asylsuchende in Deutschland.

Insgesamt zwölf Wohungen und eine Gemeinschaftsunterkunft sind laut Landeskriminalamt Thüringen zeitgleich in Thüringen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Bayern durchsucht worden. Die Einsätze liefen nach Informationen unserer Redaktion außer in Suhl-Nord auch in Hildburghausen, Mittelschmalkalden, Jena-Lobeda, Leinefelde und Weimar. Auch aus Arnstadt, Erfurt und den Großräumen Leipzig sowie München wurden entsprechende Polizeiaktionen gemeldet.

Die Beamten waren seit dem frühen Dienstagmorgen vor Ort. Ein Schwerpunkt der Razzien war Suhl-Nord. Dort kamen mehrere Einsatzwagen und ein Sprengstoffsuchhund zum Einsatz. Ersten Informationen zufolge war im Suhler Plattenbaugebiet ein Mann in Gewahrsam genommen worden. Wenig später bestätigten die Ermittler, dass es sich dabei um den 28-jährigen mutmaßlichen Hauptverdächtigen handelte. Die Einsatzkräfte hatten sich am Dienstagmorgen nach Angaben eines Nachbarn mit Kettensägen und Stemmeisen Zutritt zu der Wohnung verschafft. Der Anwohner hatte laute Geräusche vernommen und zunächst gedacht, es werde gebohrt. Stattdessen wurde die Wohnung eines möglichen Terrorverdächtigen aufgebrochen.

Darüber hinaus suchten die Beamten nach Informationen unserer Redaktion in der Gemeinschaftsunterkunft in Mittelschmalkalden nach einem 21-jährigen Tschetschenen, der jedoch nicht angetroffen worden sei.

Bei den Anti-Terror-Einsätzen in fünf Bundesländern hat die Polizei bislang keine chemischen Stoffe zum Bau von Bomben entdeckt. «Es wurde eine weiße Substanz gefunden, die ist ungefährlich», sagte eine Sprecherin des Landeskriminalamts Thüringen in Erfurt und bestätigte damit erste Informationen über den Fund in Suhl. Worum es sich dabei genau handelt, wurde untersucht. Es war lediglich Maismehl.

Eine konkrete Anschlagsgefahr habe es nicht gegeben, teilt das LKA weiter mit. Hintergrund der Aktion ist der Verdacht auf Terrorismus-Finanzierung. Dabei richten sich die Ermittlungen seit Mitte 2015 gegen einen 28-jährigen russischen Staatsbürger mit tschetschenischer Volkszugehörigkeit. Insgesamt wurden Sie leben in Thüringen, Hamburg und Dortmund und werden verdächtigt, Terror-Aktionen zu finanzieren. Alle Verdächtigen seien Asylsuchende, deren Aufenthaltsstatus in Deutschland bisher nicht abschließend geklärt ist. Eine Festnahme hat den den offiziellen Angaben zufolge jedoch an keinem der bundesweit 13 Einsatzorte gegeben.

Bei den Einsätzen ging es nach Angaben der Staatsanwaltschaft um mögliche Geldtransfers ins Ausland. «Wir untersuchen, ob Gelder ins Ausland geleitet wurden, um terroristische Vereinigungen zu finanzieren», sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Gera, Jens Wörmann, am Dienstag. Zur Höhe der Beträge machte er mit Verweis auf das laufende Verfahren keine Angaben. Der Präsident des LKA Thüringen, Frank-Michael Schwarz sagte: „Es geht darum festzustellen, in wieweit Gelder für terroristische Aktivitäten gesammelt wurden und wie die Finanzströme verliefen. Der erfolgreiche Verlauf dieses Einsatzes beruht auf der intensiven Zusammenarbeit zwischen den Sicherheitsbehörden und den Nachrichtendiensten.“ cob/jwe/dpa