Aus Steinhäusers Sicht sollte auf jeden Fall die Parität, also die gemeinsame Finanzierung durch Arbeitnehmer und Arbeitgeber Priorität haben. Wenn also die Politik schon der Meinung sei, es müsse neben der gesetzlichen Rente weitere Säulen geben, dann müssten sich an denen auch die Arbeitgeber beteiligen. "Damit wären zum Beispiel bei Riester auch die Arbeitgeber in der Pflicht", sagt Steinhäuser. Im Idealfall gehöre eine private Zusatzabsicherung aber in die Hände der gesetzlichen Rentenversicherung. Sie allein habe in den vergangenen mehr als 100 Jahren ihres Bestehens bewiesen, dass sie alle Krisen gemeistert habe. Als während der globalen Finanzkrise die angelsächsischen Rentensysetme, zumeist sind es Rentenfonds, dramatische Verluste einfuhren, habe die Deutsche Rentenversicherung ihre Stabilität unter Beweis gestellt, so Steinhäuser. "Ich kenne kein besseres System als unser Umlagesystem."
Auch die jüngsten Versuche der Politik, eine weitere Säule zu errichten, hält Steinhäuser für wenig gelungen. Das Betriebsrentenstärkungsgesetz, das Betriebsrenten nun für alle Betriebsgrößen möglich machen soll, bewertet er als "ein Sparmodell für Arbeitgeber". Leisten sie einen Zuschlag in Höhe von 15 Prozent bei der betrieblichen Vorsorge für ihre Arbeitnehmer, werden sie auf der anderen Seite um 20 Prozent bei ihren Rentenversicherungsbeiträgen entlastet - und schmälern so die gesetzliche Rente der beschäftigten. "Es geht am Ende also wieder zulasten der Arbeitnehmer", beklagt Steinhäuser.
Er ist davon überzeugt, wenn die Politik das, was die Menschen derzeit in Riester und betriebliche Altersvorsorgen stecken, in die gesetzliche Rentenversicherung umleiten würde, hätte das System für lange Zeit ausgesorgt. Erstrecht, wenn die Rentenkassen dann auch noch von Ballast befreit würden. Zum Beispiel der Mütterrente. "Die kostet die Rentenversicherung aktuell sechs Milliarden Euro. Ab kommendem Jahr bekommt sie einen Zuschuss vom Bund in Höhe von 400 Millionen Euro", rechnet er vor. Würde die Mütterrente aus Steuermitteln und damit von der Allgemeinheit finanziert, die ja auch davon profitiert, hätte die Rentenversicherung das vergangene Jahr mit einem dicken Plus abgeschlossen. Steinhäuser hält die Rente für eines der Mega-Themen. Die Wahl wird zeigen, ob sich die neue Regierung des Themas auch annimmt.