Es goss auch am Mittwochvormittag noch im Landkreis Hildburghausen ehe der Niederschlag deutlich nachließ. Schließlich fielen gar keine Tropfen mehr vom Himmel. Die Lage hat sich entspannt. „Gott sei Dank hat es aufgehört“, sagte Kreisbrandmeister Mathias Dressel, denn die Feuerwehrleute waren in etlichen Teilen der Region stark gefordert. Mehrere Tausend Sandsäcke wurden zur Sicherung verlegt, davon allein 3000 in Hildburghausen. Ein Großteil der Sandsäcke kam dort im Ortsteil Wallrabs zum Einsatz. Inzwischen wurde zurückgebaut. Das Stauwehr der Rodach zwischen Steinfeld und Streufdorf wird indes vorerst geschlossen bleiben. Die Lage muss sich noch weiter verbessern.

Für die Rettungskräfte in ganz Thüringen waren die vergangenen Tage eine Herausforderung. Immer wieder mussten sie noch am Mittwoch zu Einsätzen ausrücken.

Auch in Südthüringen ließ in der Nacht der Regen nach, die Flußpegel sanken wieder. Doch die Hochwassernachrichtenzentrale meldete im Laufe des Tages wieder steigende Pegelständen an Thüringens Flüssen. An zehn Pegeln wurde bis zum Nachmittag der Meldebeginn erreicht, an vier davon die Alarmstufe 1: Schmalkalde, Ulster, Hörsel und Leine.

So waren am Mittwoch die Stände er Stille und Schmalkalde wieder gestiegen. Die Schmalkalde hat den Höchstpegel von 1,80 Metern erreicht. Besonders kritisch war dort die Lage im Stadtteil Aue. Hier musste der Dippachsweg komplett gesperrt werden. Feuerwehr und Bauhof waren gemeinsam unterwegs, kontrollierten die beiden Bäche und säuberten Straßeneinläufe. Wieder mehr Luft zur Vier-Meter-Marke gab es am Mittwochnachmittag an der Werra bei Breitungen. Dort hatte die Hochwasserwelle ihren Scheitel bei 3,94 Metern erreicht und ging allmählich leicht zurück.

>>> Die aktuellen Pegelstände der Flüsse

In Trusetal kämpen die Einsatzkräfte um ein Wohnhaus. Dort war am Mittwochmorgen ein Stück Hang abgerutscht und hatte ein Stück Straße mit weggerissen. Die Abbruchstelle befindet sich etwa zwei Meter von dem Gebäude entfernt.

Land unter im Tagebau

Der Dauerregen hat auch den Tagebau Deuna im Eichsfeld unter Wasser gesetzt, so dass dort der Abbau von Kalkstein zum Erliegen gekommen ist. Weil der Rohstoff fehle, habe die Produktion im Zementwerk gedrosselt werden müssen, sagte ein Produktionsleiter am Mittwoch. Das Technische Hilfswerk sei im Einsatz, um das Wasser im Tagebau abzupumpen. Eine solche Situation habe es in den mehr als 40 Jahren, die der Tagebau in Betrieb sei, noch nicht gegeben, hieß es.

In Erfurt regnet es Steine

Der Dauerregen hatte Erfurt auch am Mittwoch fest im Griff und sorgte dafür, dass nicht nur Wasser, sondern auch Steine zur Erde fielen. In der Josef-Ries-Straße hatten die Regenmassen eine Brandschutzmauer auf dem Dach eines Gebäudes so sehr beschädigt, dass Teile der Mauer und einzelne Dachziegel zu Boden stürzten. Die fielen auf das Dach und die Frontscheibe eines Autos und hinterließen dort sichtbare Spuren. Wie hoch der entstandene Schaden ist, ist laut Polizei noch nicht bekannt. Verletzt wurde durch den steinigen Niederschlag zum Glück niemand.

Überschwemmungen und volle Keller

Bis zum späten Dienstagabend waren die Feuerwehren des Wartburgkreises im Einsatz, um u.a. in Bad Liebenstein, Schweina und Bairoda Wasser aus Kellern zu pumpen oder Schlamm von den Straßen zu beseitigen. Überschwemmt war auch der Sportplatz in Schweina. In Krauthausen drückte das Wasser in ein Haus. In Immelborn stand erneut die Unterführung unter Wasser.

In Suhl drohte am Dienstag kurzzeitig ein Sammelbecken einer Mülldeponie überzulaufen. Die Feuerwehr hatte eine zwei Kilometer lange Strecke mit Schläuchen aufgebaut, damit das Becken nicht überläuft. In Hildburghausen brach Wasser in einen Getränkemarkt ein, dort war die Feuerwehr am Abend drei Stunden lang im Stadtgebiet unterwegs, pumpte Keller leer. Später drohte das Wasser drohte in Hildburghausen ein Industriegebiet zu überfluten. Rund 1.000 Sandsäcke wurden befüllt und ausgelegt, um größere Schäden zu verhindern.

Wegen Überflutungen war am Dienstagabend die B19 zwischen Breitungen und Fambach (Landkreis Schmalkalden-Meiningen) gesperrt worden. Auch in Hildburghausen ist eine Straße gesperrt.

Im Laufe des Dienstages mussten im Freistaat insgesamt 13 überflutete oder wegen umgestürzter Bäume blockierte Straßen gesperrt werden. Gullydeckel wurden aus ihrer Verankerung gedrückt. Die Feuerwehr beseitigte die größten Schäden.

Es kam auch zu mehreren Autounfällen wegen Aquaplaning. In Neustadt an der Orla (Saale-Orla-Kreis) war eine 34-Jährige mit ihrem Auto zu schnell unterwegs und überschlug sich auf regennasser Fahrbahn in einer Kurve. Die Frau und ihre neun und zehn Jahre alten Kinder wurden dabei leicht verletzt. Am Fahrzeug entstand Totalschaden.

Mehr wasser als in einem Monat

Seit Montagvormittag waren in einigen Thüringer Regionen mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter vom Himmel gekommen - vor allem im Eichsfeld bis zum Südharz sowie rund um den Thüringer Wald, wie Florian Engelmann vom Deutschen Wetterdienst sagte. Spitzenreiter sei Leinefelde mit mehr als 140 Litern, aber auch in Erfurt seien es noch fast 90 Liter gewesen. Vielerorts habe es binnen kurzer Zeit mehr Niederschlag gegeben als sonst im ganzen Monat, sagte Engelmann.

Das Gröbste an neuen Regenmengen sei aber überstanden, sagte der Sprecher der Landesanstalt für Umwelt und Geologie, Lutz Baseler, in Jena. Aus Sicht der Polizei habe sich die Situation inzwischen entspannt, hieß es aus der Landeseinsatzzentrale. Erst in der Nacht sollte der Regen von Westen her abklingen. Zum Wochenende hin werde es wieder wärmer mit Temperaturen von bis zu 25 Grad. Zudem werde sich die Sonne wieder zeigen, auch wenn weiterhin mit Regenschauern zu rechnen sei. cob/dpa/sö/th


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