Schmalkalden Nicht vergessen: Die Uhren werden vorgestellt

Julian Lünser
Heute Nacht werden die Uhren von Winter- auf Sommerzeit umgestellt. Offiziell wird der Zeiger dann von 2 auf 3 Uhr gedreht. In den hiesigen Uhrengeschäften werden aber längst nicht alle Zeiger betätigt. Foto: fotoart-af.de Quelle: Unbekannt

In der Nacht zum 26. Märzbeginnt die Sommerzeit, da heißt es wieder: Uhren vorstellen! Was aber machen, wenn neben der eigenen Küchenuhr weitere 299 Uhren im Laden hängen? Zu Besuch in Schmalkalder Uhrengeschäften.

 
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Als die Tür zuklappt, hört man es plötzlich: Ticktack, ticktack klingt es von allen Seiten. Wohin man schaut, man sieht Uhren - Wanduhren, Armbanduhren, Tischuhren, auch Wecker sind dabei. Wie viele es wohl sind? Heike Ullrich, Angestellte des Wagner Uhrengeschäfts in der Steingasse in Schmalkalden, überlegt, schaut sich um, rechnet nach. Schließlich kommt sie auf knapp 300 Uhren. Fast alles Einzelstücke, übrigens. Das wäre eine ganze Menge Arbeit, alle diese Uhren am Wochenende umzustellen.

Zeitumstellung

Das erste Mal wurde die Zeitumstellung vom Deutschen Reich und Österreich-Ungarn während des Ersten Weltkriegs 1916 eingeführt, um Energie einzusparen. Die Kriegsgegner zogen kurz darauf nach. Nach dem Krieg schafften fast alle Länder die Maßnahme wieder ab. Nach der Ölkrise führte Frankreich als erster europäischer Staat die Zeitumstellung 1976 wieder ein, alle Staaten der EU folgten bis 1996.

Heute stellen knapp 70 Staaten ihre Uhren um, viele davon nur in einzelnen Landesteilen. Das Datum der Umstellung ist unterschiedlich.

Lachende Uhren

"Normalerweise stehen die bei uns immer auf zehn vor zwei, also als 'lachendes Gesicht'." Um Strom zu sparen, würden sie nicht durchgehend laufen, in vielen der Wanduhren seien die Batterien noch nicht einmal eingesetzt. "Alle Uhren zur Zeitumstellung umstellen, das mache ich nicht. Nur Nobeljuweliere machen das", meint auch Dieter Hübsch, Uhrmachermeister und Inhaber eines Uhrengeschäfts am Lutherplatz. Zumindest die Funkuhren stellen sich ja auch alleine um. "Aus Braunschweig von den Atomuhren kommt das Signal, über die Antennen bei Frankfurt am Main wird das dann an die Funkuhren gesendet", erklärt Hübsch.

Die Sendefrequenz betrage 77,5 kHz, in einem Umkreis von 1500 Kilometer um die Station sei sie empfangbar. Wenn man sich allerdings mal jenseits dieses Senders in einer anderen Zeitzone aufhalte, bräuchte die Funkuhr bis zu 24 Stunden, um sich wieder korrekt einzustellen.

Gut, dass Piloten da ausgenommen sind. Die würden sich immer nach der koordinierten Weltzeit UTC richten, ganz egal, wo auf der Welt sie gerade seien, fährt Hübsch fort. Die UTC entspricht der Westeuropäischen Zeit oder Greenwich Mean Time (GMT), die zum Beispiel in Großbritannien oder Marokko gilt, und die während des Winters genau eine Stunde vor der Mitteleuropäischen Zeit liegt.

Wer viel herumreist, aber trotzdem immer wissen will, wie spät es gerade ist, dem kann Uhrmachermeister Wolfgang Hensel aus der Judengasse die Weltzeituhr empfehlen. Dank eines GPS-Empfängers weiß sie automatisch, wo man sich gerade befindet - und wie spät es dort ist. "Die wird hier in Schmalkalden aber nicht gekauft", sagt Hensel lächelnd, "das ist zu teuer".

Keine Energieersparnis

Der Trend zurzeit gehe zur Hybrid-Uhr. Neben einem analogen Ziffernblatt besäße diese darüber hinaus eine digitale Anzeige, etwa für das Datum. Nichtsdestotrotz sind aber noch knapp die Hälfte der verkauften Uhren analog - vor allem ältere Kunden kauften in der Regel noch analoge Uhren. Immer beliebter sind auch Digital-Analog-Uhren. Die sähen zwar aus wie analoge Exemplare, seien aber eigentlich digital, sogar mit 3D-Effekt, so dass der Unterschied kaum auffalle. "Die mechanische Uhr mit Räderwerk wird's aber immer geben", ist sich Hensel sicher.

Was den Sinn der Zeitumstellung angehe, sind sich Hensel und Hübsch einig: "Ich halte gar nichts von der Zeitumstellung", sagt Hensel. "Es ist wissenschaftlich ausgerechnet, dass es keine Energieersparnis gibt", meint Hübsch. Allein Heike Ullrich zieht ein gemischtes Fazit: "Ob das noch viel bringt? Weiß man es? Aber es ist schon schöner, wenn es abends länger hell ist." Zum Abschied bietet sie an, die Kunden dürften gerne kommen, falls sie Probleme bei der Umstellung ihrer Uhren hätten. Das Angebot gilt für alle Uhrengeschäfte der Region.

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