Geisa - "Der zwanghafte Zusammenschluss der Landwirte in der DDR hat in meinen Augen überhaupt nichts Gutes an sich gehabt", sagt Dr. Jens Schöne, stellvertretender Berliner Landesbeauftragte für die Stasiunterlagen, in seinem Vortrag über die Auswirkungen der Zwangskollektivierung auf das System der Landwirtschaft. Viele der Zuhörer waren Zeitzeugen und haben die Auswirkungen und Dramen von damals miterlebt. "Eigentlich wollte ich gar nicht herkommen, weil ich ganz genau weiß, dass ich heute Nacht kein Auge zubekommen werde", sagte einer der Zuhörer, der die Repressalien einst selbst miterlebte.

Die Zwangskollektivierung nahm im Jahr 1952 ihren Lauf. Die kommunistischen Machthaber nahmen die großen landwirtschaftlichen Betriebe ins Visier. Ziel war es, die Landwirte gefügig zu machen. "Die Bauern sollten so umgepolt werden, dass sie keine Fragen stellen und einfach arbeiten", erklärt Schöne. Sämtliche Betriebe auf dem Land sollten ausgeschaltet werden. Es sollte eine sozialistische Landwirtschaft entstehen. Im Juli 1952 erklärten die Kommunisten offiziell die Kollektivierung der gesamten Landwirtschaft zum Staatsziel und unternahmen alles, um die Bauern samt ihren Flächen bis 1960 in die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) zu pressen, also deren Betriebe aufzulösen und damit zu enteignen. Die ersten freiwilligen Befürworter der LPG waren viele Kleinbauern mit nur wenig Hektar. Meist traten sie bei, weil sie mit ihren kleinen Betrieben wirtschaftlich zu schwach waren. Nach und nach wurden Landwirte in die vorgesehene Genossenschaft gepresst, Gewalt war ein wichtiger Teil der Taktik.