Eigener Inhalt Ran an die Beete

Wolfgang Plank
 Foto: AdobeStock

Wer auf Grün steht, muss langsam aus dem Winterschlaf kommen. Garten und Balkon verlangen nach Pflege

 
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Ach du fleißiges Lieschen! Gerade noch anderthalb Wochen, dann ist schon wieder Frühling. Offiziell jedenfalls. Und egal, was die Großwetterlage so macht – spätestens ab dem kalendarischen Beginn stellen Frauen in Sachen Job-Vermittlung gerne auf Grün. Der Mann könnte doch im Garten dieses oder auf dem Balkon jenes … Und bitteschön gleich. Schüchterne Einwände jedweder Art bleiben mangels floraler Kompetenz im Regelfall zwecklos und werden von der Gefährtin umgehend als faule Ausreden in der Biotonne entsorgt.

Zugegeben: Es gäbe tatsächlich zu tun. Die letzten Obstbäume und Beerensträucher sollten endlich geschnitten werden, weil sie sonst nicht richtig treiben und tragen. Auch Rosen und Geranien könnten eine Stutzung vertragen. Das Erdbeerbeet harrt der Vorbereitung, für die Fensterbank-Töpfchen mit Kräutern wird’s auch langsam Zeit und dann wollen ja schon wieder Radieschen, Rettiche und Kohlrabi pikiert und ausgesetzt werden – und Tomaten, Gurken oder Salat ins Frühbeet. Von den ersten Blumen des Jahres gar nicht zu reden.

Spätestens das ist der Moment, in dem allenfalls noch ein Stoßgebet Richtung Sophia von Rom helfen kann. Namensgeberin jenes meist eisigen 15. Mai – und Schutzheilige aller Garten-Muffel, weil sich vor diesem Datum in Sachen Grünzeug nach alter Regel kein bisschen Aufwand lohnt. "Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist", heißt es so oder ähnlich in jeder gepflegten Bauern-Sammlung. Die finalen Zuckungen des scheidenden Winters würden alles hinwegraffen. Schade um die Arbeit und die teuren
Pflanzen.

Ganz Schlaue setzen bei ihrem flammenden Plädoyer gegen verfrühte Gartenarbeit noch die Verschiebung der Zeitrechnung obendrauf – und dass die "Kalte Sophie" seit der Umstellung vom Julianischen auf den Gregorianischen Kalender eben streng genommen sogar erst am 23. Mai dran wäre. Und was wäre klüger als bei der "Operation Frühling" ganz auf Nummer sicher zu gehen?

Alles andere fügt sich dann schon. Mag der traditionelle Pflanzenfreund ruhig mit Strohhut, Gießkanne und Harke agieren, der Gärtner 2.0 trägt ein Smartphone in der Schürze. Wozu gibt es Apps, die zwischen Salbei und Stiefmütterchen Erste Hilfe leisten? Oder Grünzeug für Stümper wie die Dosenpflanze? Wie eine Büchse Bier öffnen, wässern und halbschattig abstellen. Fertig. Rest wächst von selbst. Von wegen Beete und
Arbeit . . .

Mit diesem Wissen im Hinterkopf widmen wir – also: Mann – uns erst einmal ausgiebig den Gartengeräten. Schon um guten Willen zu zeigen. Spaten, Harke und Schaufel müssen schließlich geputzt, entrostet und eingefettet werden. Ein bisschen Schliff für den Rasenmäher und ein paar Tröpfchen Öl für die Heckenschere können auch nicht schaden. Dabei nicht irre machen lassen und jeden Anflug von Kritik gelassen mit dem alten Grundsatz kontern, wonach nur mit ordentlichem Werkzeug ordentliche Arbeit zu machen ist.

Übrigens: Zur Bepflanzung eines Gartens gibt es fast so viele Theorien, wie es Gärtner gibt. Eine besonders überzeugende stammt von Tim Smit, dem Initiator des "Eden Project" in Cornwall. Der Mann, der dort das größte Gewächshaus der Welt managt, sagt: "Wenn du in einem Garten nicht lieben kannst, wenn du dort nicht träumen oder dich betrinken kannst – asphaltier’ ihn doch, wozu ist er sonst gut?!"

Also: Inmitten des Grünzeugs auf alle Fälle noch Platz für einen Liegestuhl lassen . . .

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