Thüringentag Lange Gesichter im Westendpark

Sie standen in einem wunderschönen Park bei herrlichem Wetter und hatten fast leere Kassen. Viele der Aussteller und Kunsthandwerker im Westendpark fühlten sich als Verlierer des Thüringentags.

 
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„Beschissen ist geprahlt“, antwortet Thomas Stumpf auf die Frage, wie denn die Geschäfte bisher liefen. Am Sonntagvormittag stand die Enttäuschung den Ausstellern und Kunsthandwerkern im Westendpark, die unter „Parkwelten“ beworben worden waren, ins Gesicht geschrieben. „Wir sind wohl geopfert worden, um eine Verbindung von der Innenstadt zur Viba-Arena herzustellen“, mutmaßt sein Tischnachbar Andreas Fräbel aus Floh-Seligenthal. Stumpf, Fachberater der Bergmann Beton + Abwassertechnik GmbH aus Penig in Sachsen, war aus der Nähe von Weimar angereist und hatte auf dem Weg nach Schmalkalden nur ein einziges Plakat entdeckt, das auf den Thüringentag in Schmalkalden hinwies.

Tischler Fräbel sagte, im Westendpark hätten kulturelle Angebote gefehlt oder zumindest ein Hüpfburg, damit die Kinder beschäftigt gewesen wären, während die Eltern sich hätten umschauen können. „Es hätte einfach eine Attraktion hier geben müssen, damit die paar Leute, die hier langlaufen, auch stehen bleiben.“

Eine Kleinigkeit verkauft am Nachbarstand Christin Häfer aus Arnstadt. Die „Kreativ-Fee“, die zum ersten Mal in Schmalkalden ist, hat sich einem alten Handwerk verschrieben und häkelt Tiere und Puppen. Ihre Käufer sind Iris und Bernd Schulz aus Helmers. Die beiden sind „top“ zufrieden mit dem Thüringentag. Ein Bus habe sie am Samstagabend von Helmers nach Schmalkalden und zurück gebracht. Sie hatten sich schon persönlich beim Bürgermeister bedankt. Und dass „man auf dem Altmarkt zu Abba tanzen konnte“, fanden sie super. Schade sei gewesen, dass zwischenzeitlich die Sperrungen aufgebaut und keiner mehr rein- und rausdurfte und so die Toilettenanlagen nicht mehr angesteuert werden konnten. Christin Häfer war „nicht wirklich zufrieden“. Der Verkauf sollte wenigstens die Standgebühren decken, ein Geschäft mache sie nicht. Den Händlern seien viel mehr Menschen versprochen worden. Auch davon, dass viele Konzertbesucher durch den Westendpark liefen, habe sie nicht profitiert. „Die wollen zum Konzert und nicht noch was kaufen“, sagt Häfer.

Das sieht auch Dominik Luck aus Eisfeld so: „Den Thüringentag sehen die Besucher mehr als Info- statt einer Verkaufsveranstaltung.“ Es kämen einfach zu wenige Leute, die auch wirklich was kaufen wollen. Dazu kommt, dass seine Töpferprodukte zerbrechlich und teils ehr groß sein. Und wer mit dem Shuttle kommt oder zum Konzert geht, diese gar nicht transportieren kann. Reine Kunsthandwerkermärkte seien für ihn lukrativer, da die Leute speziell dorthin kommen, um diese Artikel zu erwerben, sagt Luck, der zur Landesgartenschau schon in Schmalkalden war. Damals lief es „bombig“.

Victoria Winkler und Peter Götz vertreten „Tilia“, die Schülerfirma der Holzschnitzkunst Empfertshausen. Sie zeigen, wie lange es dauert, ehe ein Holzschnitzkunstwerk entsteht. „Aber die Leute haben einfach keine Zeit mehr“, sagt Peter. Nicht einmal 15 Minuten, wenn er ein Glaskunstwerk herstellt, denn Glas blasen kann der junge Mann auch noch. Jonathan Wein ist extra aus Dresden angereist. Er vertritt eine spanische Keramik-Manufaktur. Er meint, wenn die Händler schon ab Freitag früh stehen, hätte man auch den Thüringentag schon morgens eröffnen sollen. Der Freitag war für ihn deshalb nicht gut organisiert und insgesamt lief sein Geschäft „nicht gut“. Das traf auch auf die „Bullenschmiede“ aus Hammelburg zu. Sie hätten noch nie so wenig Laufkundschaft auf einem Event gehabt, sagt Steffi Folkerts. „Der Park ist toll, das Wetter super, aber der Standort für Händler leider nichts.“

Voll des Lobes ob des guten Standortes waren dagegen Graveurmeister Frank Ullrich und seine Mitarbeiterin Jenny Müller aus Kleinschmalkalden. Sie standen mit ihren Weihnachtsartikeln genau am Durchgang zwischen City-Park und Villa K. Erst habe er gedacht, dass Kerstin Herrmann-Girnth ihn veräppeln wolle, als sie anfragte, ob er nicht Teil des Weihnachtsmarktes zum Thüringentag sein wolle. Die habe gesagt, man brauche „etwas Abgefahrenes“. Und das kam gut an. Immer wieder machten die Besucher Fotos an der Hütte mit den handgearbeiteten Baumanhängern sowie Schwib- und Teelichtbögen und stellten sich neben dem Weihnachtsbaum auf. Am meisten gekauft wurden bei hochsommerlichen Temperaturen allerdings „Herrnhuter Sterne“.

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