Zuvor seien es pro Jahr etwa 30 Untersuchungen gewesen, teilte die Einrichtung am Donnerstag mit. Die hohe Steigerung sei nicht mit einem Anstieg von Kindesmisshandlungen zu erklären, sondern vor allem mit einer besseren Vernetzung der Ambulanz mit Jugendämtern, Jugendhilfeeinrichtungen und der Polizei. Untersucht würden Verdachtsfälle aus ganz Thüringen.

«Durch unsere Arbeit können wir auch Verdachtsfälle nach sorgfältiger Prüfung ausräumen», erklärte die Direktorin der Kinderchirurgie des Universitätsklinikums Jena, Felicitas Eckoldt-Wolke. Das sei wichtig, um alle Beteiligten in extrem schwierigen Situationen zu unterstützen. Bei etwa einem Viertel der untersuchten Fälle liege der Verdacht einer Misshandlung nahe. Das müsse aber erst noch "erhärtet werden". "Das ist eben der problematische Graubereich, welcher uns die meisten Sorgen bereitet", sagte Eckoldt-Wolke.

Die Ambulanz wurde 2006 an der Kinderchirurgie gegründet. Seit 2013 wurde sie in einem Modellprojekt vom Land gefördert. Sie hoffe, dass diese Förderung auch künftig möglich sei, sagte die Direktorin. Auch große Kliniken aus anderen Bundesländern hätten sich schon in Jena Rat für die Gründung solch überregionaler Ambulanzen geholt. maz