Der Boden im Altarraum war gut mit Vlies abgedeckt. Harald Gratz hatte die Leinwand samt Aufsteller gebaut, Tamara Jung spendete die Farben. Es stand alles bereit für eine gemalte Predigt. Der amerikanische Künstler Paul Oman saß hoch konzentriert am Rande. Zunächst zog der Landesjugendposaunenchor unter Leitung von Gastdirigentin Judith Quappen ein, nahm Aufstellung und begann zu spielen. Oman betrat seinen Bereich, griff zum Pinsel und zu Pastelltönen. Die Gottesdienstbesucher wussten, dass er ein Bild malen würde. Im Vorfeld des Gottesdienstes, der vom Gesamtverband angeboten und gefeiert wurde, hatte Pfarrer Anton Becker ausreichend Werbung gemacht. Die Sturmstillung war das Thema. Ein Wunder. Jesus stillt einen Sturm, als er mit seinen Jüngern in einem Boot sitzt und es brenzlig wird. Die Jünger haben Angst. Und genau hier liegt der Bezug zur Gegenwart. An wen hält man sich in stürmischen Zeiten fest? Wo gibt es Hilfe, wenn es im Leben so richtig stürmt? Was, wenn einem die Wellen über den Kopf schlagen und einem das Wasser bis zum Hals steht? Gemäß einer Zeile aus dem 42. Psalm: „Rings um mich tost es und braust es.“ Jesus sprach die Worte: „Schweig – sei stille“ und es wurde ruhig. An seine Jünger stellte er die Fragen: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr kein Vertrauen?“ Pfarrer Becker las die Geschichte, Paul Oman malte. Immer wieder gab es passende Musik der Posaunen. Anfangs erkannte der Laie nur Farbspuren, Kleckse und Striche. Manch einer fragte sich, was entstehen soll. Dann aber die Wende – der Künstler drehte die Leinwand um 180 Grad und siehe da – das Auge erkannte Konturen, Boot, Menschen, Meer, Wellen und Sturm. So wie es der Pfarrer zu Beginn des Gottesdienstes angekündigt hatte: Farben und Töne fügen sich zusammen – auch Texte flechten sich ein.