FC Bayern in Veilsdorf Das Spiel ihres Lebens

Knapp 3000 Einwohner, eine malerisch am Waldrand gelegene Spielstätte und 25 hoch motivierte Alte Herren: Warum der SV-EK Veilsdorf unweit von Bad Rodach im Juni gegen das Seniorenteam des FC Bayern antritt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die quasi in letzter Minute und wenig ruhmreich errungene Meisterschaft des FC Bayern wurde von einigen Teammitgliedern der Alten Herren in Veilsdorf ganz besonders beäugt. Denn auf die Bayernfans wartet ein Spiel, das zumindest dem Namen nach wohl einmalig sein dürfte: SV EK Veilsdorf gegen FC Bayern. Die Spielgemeinschaft der Alten Herren aus Veilsdorf und Hessberg gegen die Ü40-Senioren des deutschen Rekordmeisters.

„Wir trainieren das Spielerische; das ist in unserem Alter wichtiger als Lauftraining“, schildert Alexander Ritter, Torwart und Vorstandsmitglied beim Sportverein Elektrokeramik Veilsdorf. Über private Kontakte gelang es dem Verein, das Freundschaftsspiel gegen die Bayern einzufädeln. „Das bedeutet für uns viel Arbeit, aber auch viel Vorfreude“, sagt Ritter. Der 49-Jährige ist in Veilsdorf aufgewachsen und seit 44 Jahren Mitglied im Verein.

Veilsdorfer wechselt nach München

Dabei hatte der kleine Ort mit knapp 3000 Einwohnern einst durchaus einen großen Namen in der Fußballwelt: Der SV EK Veilsdorf kickte in der zweiten DDR-Liga, das ortsansässige Elektrokeramikwerk war Sponsor. „Da arbeiteten die Spieler den halben Tag im Werk, die restlichen Stunden wurde trainiert“, schildert Oliver Weiß, Spielertrainer der Alten Herren, den meisten aber wohl bekannt durch seine außergewöhnlich guten Ergebnisse bei Laufsport-Veranstaltungen.

In den 1990er- bis Anfang der 2000er-Jahre mischte Veilsdorf die Landesliga auf. „Rot-Weiß-Erfurt oder Carl Zeiss Jena haben regelmäßig hier gespielt, auch der VfB Stuttgart und FC Schalke 04 waren schon hier“, erzählt Weiß. Man könne sich das gar nicht mehr vorstellen, wenn man den Blick über die verträumt am Waldrand liegende „Sportstätte Weihbachgrund“ schweifen lässt, meint er. Doch aus dieser Zeit stammen noch die Beziehungen zum FC Bayern, erzählt er. Denn damals stand für Veilsdorf ein Christian Vogel zwischen den Pfosten, der inzwischen für die Senioren des FC Bayern spielt. Vermutlich deshalb sei es auch recht unkompliziert geglückt, das Freundschaftsspiel an Land zu ziehen, meint Weiß. „Wir hoffen auf Kandidaten wie Mehmet Scholl und haben den Wunsch geäußert, ein, zwei bekannte Spieler mitzubringen, aber genau erfahren wir das erst kurz vor dem Spiel“, sagt der Veilsdorfer Trainer.

Auch der Manager der Bayern-Senioren Ü40, Franz Möhwald, ist noch nicht ganz sicher, mit welchen Spielern er auflaufen wird. „Fußballer sind wie kleine Kinder“, meint er scherzhaft. Man müsse ihnen immer hinterherlaufen. Aktuell versuche er, auch folgende Exprofis mitzunehmen: Francisco „Paco“ Copado (Eintracht Frankfurt, SpVgg Unterhaching, TSG Hoffenheim, Hamburger SV), Patrick Würl (Kickers Offenbach, Hohlstein Kiel, Dynamo Dresden), Patrick Ghigani (LR Ahlen, SpVgg Unterhaching, TSV 1860, Kickers Emden), Öcer Actas (Türkei 1. Liga), Adi Hasanovic (Bosnische 1. Liga), Carsten Strässer (Carl Zeiss Jena, Hertha BSC, SpVgg Unterhaching, Rot-Weiß Erfurt, Aue), Olli Beer (Bayern München, Ingolstadt, Schweinfurt, 1860 München).

Nachwinken statt Steine werfen

„Wir stehen voll im Saft und sind eine Kampfmannschaft“, fasst Franz Möhwald sein Team zusammen. Es tritt in der Seniorenliga an und bestreitet pro Saison bis zu 40 Spiele; gerade hat es die Bayerische Ü40-Meisterschaft gewonnen. „Die Meisterschale steht seit zwölf Jahren in meinem Büro, und dort soll sie auch bleiben“, meint Franz Möhwald.

Neben dem regulären Training einmal pro Woche bereitet sich das Team nicht speziell auf das Spiel in Veilsdorf vor. Das Zusammentreffen dort bezeichnet Franz Möhwald als ein schönes Event für ausgediente Fußballprofis und eine willkommene Abwechslung, wenn es zwar um den Sieg, aber nicht um wichtige Punkte in der Liga gehe. „Wir wollen uns als FC Bayern nah an den Zuschauern präsentieren und uns unter das Volk mischen, was die aktuellen Profis ja oft nicht tun können“, sagt er. Ziel sei es, dass die Zuschauer dem Mannschaftsbus am Ende nachwinken und keine Steine werfen.

Das Team der Alten Herren aus Veilsdorf hat auf dem Papier knapp 50 Mitglieder, viele von ihnen jedoch passiv. Regelmäßig zum Training kommen 25. „Das reicht, um eine Mannschaft vollzukriegen“, sagt Oliver Weiß pragmatisch. Der jüngste Spieler ist 35 Jahre alt, der älteste 62. Vorsichtshalber habe er sich schon kundig gemacht: Die Anzeigentafel am Spielfeldrand könne derzeit keine zweistelligen Nummern anzeigen, sagt er. Also dürfe das Spiel gegen die Bayern nicht allzu schlecht enden.

Damit das Spiel gegen den Fußballriesen auch abseits vom Platz zu einem Erlebnis wird, ist der ganze Verein mit eingebunden und kümmert sich gemeinsam mit heimischen Unternehmen, die das Catering teils übernehmen, um die Bewirtung der Gäste.

Eintrittskarten: Für die Altherren-Partie SV EK Veilsdorf – Bayern München am 24. Juni, 15.30 Uhr (Einlass ist bereits ab 13.30 Uhr) sind Karten im Vorverkauf für 6 Euro erhältlich. Bisher sind über 800 Karten verkauft worden. An der Tageskasse kosten die Tickets 8 Euro.

Genügend Plätze: Platz gibt es übrigens genügend. Dank hochgezogenen Zuschauerrängen können bis zu 3500 Zuschauer die Begegnung verfolgen.

Autor

Bilder