Der Kauf der niederländischen Tennet ist Teil der von der Berliner „Ampel-Regierung“ betriebenen Energiewende. Die deutsche Regierung will die Stromverteilungsnetze nicht nur ausbauen, sondern sie auch unter eigener Kontrolle haben.
Tennet hat laut Pressemitteilung 2023 mit 7,7 Milliarden Euro – Investitionen in den Netzausbau um 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht. Das seien Investitionen in den Netzausbau in einer Rekordhöhe. Im Einzelnen schlagen davon 2,9 Milliarden Euro in den Niederlanden und 4,8 Milliarden Euro in Deutschland zu Buche. Der erhebliche Anstieg ist einem Investitionsanstieg in den Onshore- und Offshore-Netzausbau, wie etwa dem Zwei-Gigawatt-Programm, geschuldet, teilt der Konzern mit.
Das Unternehmen plant einen weiteren Anstieg der Investitionen auf künftig mindestens zehn Milliarden Euro pro Jahr. Der zehnjährige Investitionsplan von Tennet für den Zeitraum 2024 bis 2033 beläuft sich demnach auf insgesamt 160 Milliarden Euro.
Energiewende und damit zunehmende Elektrifizierung erfordern leistungsfähige Leitungen und Netze. Die Nachfrage nach Übertragungs- und Anschlusskapazität ist somit weiter steigend. Manon van Beek, CEO von Tennet betont deshalb: „Tennet setzt alles daran, die Netzkapazität zu erweitern, indem wir uns intensiv auf die schnelle Umsetzung des wachsenden Investitionsportfolios mit Hunderten von Projekten konzentrieren. Unser Fokus liegt auf Bauen, Bauen, Bauen.“ Dies erfordere jedoch Realismus in Bezug auf Machbarkeit, Fertigstellung und Wirtschaftlichkeit, erklärt die Managerin weiter. Das werde sich auf die zeitliche Planung und Ausführung auswirken, denn es gehe um „die langfristige Energiesicherheit für Haushalte und eine wettbewerbsfähige Industrie“, so van Beek.
Tennet rühmt sich, solide Geschäftszahlen vorlegen zu können. Die vorgeschlagene Dividende beläuft sich Konzernangaben zufolge in Höhe von 150 Millionen Euro, das stark bereinigte Ebit weise mit 1817 Millionen Euro ein Plus von 50,2 Prozent über dem Vorjahr aus. Die Beschäftigtenzahl sei auf 8336 – deutlich – gestiegen, die Finanzierungsfähigkeit für Investitionen in Deutschland und den Niederlanden sei „solide“.
Unterdessen begann Tennet am Montag im Landkreis Hof mit Baumaßnahmen für die Stromtrasse Südost-Link. Man bereite das Baufeld vor und hebe Kabelgräben für die anschließende Verlegung der Leerrohre für die Erdkabel aus, teilte Tennet in Bayreuth mit. Die Tiefbauarbeiten bei Münchenreuth, Gemeinde Feilitzsch, seien neben den Aktivitäten an der Schaltanlage Isar bei Landshut die ersten größeren Maßnahmen in Bayern für Südost-Link, sagte eine Unternehmenssprecherin.
Im Dezember 2023 hatten die Bauarbeiten am Konverter-Standort Isar, dem südlichen Endpunkt der 780 Kilometer langen Stromleitung, begonnen. Ab 2027 soll grüner Strom von Wolmirstedt in Sachsen-Anhalt zur Schaltanlage in Niederbayern transportiert werden. Ab 2030 soll Windkraft-Strom auch aus Klein Rogahn in Mecklenburg-Vorpommern nach Süden fließen. Nicht zuletzt angesichts von Protesten aus der Region wird der bayerische Teil der Trasse auf rund 270 Kilometern unterirdisch verlegt.
Bürgerinitiativen hatten das Projekt kritisiert. Rund zehn Millionen Haushalte, Industrie und Gewerbe sollen über die Trasse versorgt werden.