Somit blieben den Protagonisten nur noch dreieinhalb Stunden, um ihre Positionen zu verwalten oder auch zu verbessern. Doch Kim-Luis Schramm und seinen Mitstreitern gelang leider beides nicht. Dazu erklärt er: „Ein Teamkollege von uns hatte in den Abendstunden des Samstags einen Fehler begangen, wofür wir eine Zeitstrafe von eineinhalb Minuten bekommen hatten, die am Ende auf unsere Fahrzeit draufgeschlagen wurden. Am Sonntag hatten wir dann außerdem noch zwei Kollisionen – eine unverschuldete und eine selbst verschuldete. Bei den dadurch fälligen Boxenstopps haben wir dann weitere rund 20 Minuten verloren.“
Dadurch rutschte man im Klassement natürlich weit ab, sodass am Ende Platz 17 sogar gar nicht mal so schlecht war. Und wie lautet Kim-Luis Schramms persönliches Fazit? „Es ist von beidem etwas. Auf der einen Seite bin ich ein bisschen stolz, auf der anderen Seite natürlich enttäuscht, denn wir hatten ein sehr gutes Paket und waren echt schnell. Bis zum Rennabbruch waren wir in absoluter Schlagdistanz zu den Leadern. Bis dahin war das Rennen genau so verlaufen, wie wir es uns vorgestellt hatten. Von daher hat uns der Abbruch überhaupt nicht in die Karten gespielt, weil alles auf Null gesetzt wurde und das ganze Feld wieder zusammengerückte. Von daher war dann der zweite Teil ein komplett neues Rennen, bei dem uns die Teams dahinter wieder im Nacken saßen.“
Die Sieger Matteo Cairoli (Italien), Michael Christensen (Großbritannien) und Kevin Estre (Frankreich) fuhren im leuchtgelben „Grello“ Porsche“ 911 GT3 R vom Team Manthey-Racing insgesamt nur 59 Runden, was ein neuer Minusrekord für das „24er“ ist. Auch bei der Rennzeit wurde der Negativwert weiter nach unten gedrückt. Die bisher längste Rennunterbrechung gab es 2013, als in der Nacht rund neuneinhalb Stunden Pause wegen Nebels und Regens eingelegt werden mussten. Die effektive Fahrzeit betrug damals 14,5 Stunden – diesmal dauerte die Pause fast genauso lang. Kim-Luis Schramm: „Es war schon ein komisches Gefühl, wenn ein 24-Stunden-Rennen zweigeteilt ist und zusammen nur neuneinhalb Stunden dauert. Die Fahrt in der Nacht und das besondere Feeling bei einem richtigen 24-Stunden-Rennen haben echt gefehlt.“
Gefehlt hat auch die große, treue Fangemeinde. Zwar war auf ein paar Tribünen des Grand-Prix-Kurses offiziell eine begrenzte Zahl an Zuschauern zugelassen und auch rings um die Nordschleife im Wald waren ein paar vereinzelte Fans zu sehen. Dennoch waren die Stimmung und die Emotionen nicht halb so toll wie üblich.
Am kommenden Wochenende geht es für Kim-Luis Schramm in seiner „Stamm-Serie“, dem ADAC GT Masters, weiter. Diesmal auf dem Red Bull Ring in Österreichs Steiermark, zu dem ebenfalls Zuschauer zugelassen sind. „Wir möchten da an die Leistung zuletzt in Oschersleben anknüpfen und wieder um die vorderen Plätze mitfahren. Wir haben zumindest ziemlich hohe Erwartungen“, blickt er voraus.