Ortswechsel: Silvio Stärker betritt das Hildburghäuser Rathaus, seinen temporären Arbeitsplatz. Kein leichtes Unterfangen, steht es doch mit der Zugänglichkeit zur Stadtverwaltung für Menschen mit Gehbehinderung nicht gerade zum Besten. Ein Anliegen, das viele seiner Kollegen umtreibt, denn Barrierefreiheit ist in der ganzen Stadt nur selten zu finden. Dessen sei er sich bewusst, erklärt Hammerschmidt und ergänzt: „Da gibt es tatsächlich so einige Stolpersteine. Bei Neubauten ist barrierefrei inzwischen Vorschrift. Bei den alten Gebäuden jedoch, von denen es hier noch ziemlich viele gibt, gestaltet sich die Umsetzung schwierig.“
Spannend wird es für Silvio Stärker, als alle Abteilungsleiter zur Sitzung mit dem vorübergehenden Bürgermeister und dem amtierenden zusammenkommen. Alle sind dieser Einladung gerne gefolgt und stellen sich den Fragen Stärkers zu verschiedenen Themen. Und davon hat er einige mitgebracht aus der Wefa, wollen doch auch seine Kollegen einiges aus dem Nähkästchen wissen, wenn Silvio schon mal Bürgermeister für einen Tag ist. Deshalb bringt er auch gleich das Hauptanliegen auf den Tisch: den Wunsch nach einem Freizeitpark in Hildburghausen. Gemeinsam besprechen alle Amtsleiter die Möglichkeit zur Umsetzung, erwägen Für und Wider sowie die finanziellen Fragen, kommen jedoch zu dem Schluss, dass es leider auf absehbare Zeit keinen Freizeitpark geben wird. Schade, findet Silvio Stärker und lässt sich weitere amtliche Abläufe und Sachverhalte erläutern, die auf die Mitarbeiter einer Stadtverwaltung zukommen, wie beispielsweise die wichtige Frage: Was ist eine Haushaltssperre und was bedeutet das für die Bürger einer Stadt oder Gemeinde?
Schlusspfiff: Ein anstrengender, aber sehr spannender Tag neigt sich dem Ende. „Ich ziehe den Hut vor unserem Bürgermeister“, resümiert Silvio Stärker. „Das ist echt ein schwieriger Job. Er muss überall präsent sein, viele Sachen koordinieren, damit nichts schiefläuft. Und im Stadtrat sitzen 24 Stadträte und nur ein Bürgermeister. Da gibt es so viele verschiedene Meinungen, und es kann schon ein Weilchen dauern, bis man sich geeinigt und eine Lösung gefunden hat“, berichtet er. „Allein dafür hat Patrick Hammerschmidt meinen größten Respekt.“
„S(ch)ichtwechsel“
Der Aktionstag
wurde von den Berliner Werkstätten und der Landesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen Berlin entwickelt und bietet Menschen mit und ohne Behinderungen die Möglichkeit, für einen Tag ihren Arbeitsplatz zu tauschen. So lernen sie neue Perspektiven kennen und sorgen gemeinsam dafür, dass Offenheit und Vielfalt in der Arbeitswelt gestärkt werden. Die wenigsten Menschen haben eine Vorstellung von den Leistungen, die in den Werkstätten erbracht werden. Es existieren immer noch viele Klischees über Werkstätten und die dort arbeitenden Menschen mit Behinderungen. Beim Aktionstag „S(ch)ichtwechsel“ soll damit aufgeräumt werden.
In diesem Jahr
haben rund 240 Werkstätten aus allen Bundesländern daran teilgenommen, mehr als 1550 Werkstattbeschäftigte und knapp 1430 Mitarbeiter aus Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes und allen Bereichen haben ihre Arbeitsplätze miteinander getauscht. Über das verbindende Thema Arbeit schafft der Aktionstag Raum für neue Perspektiven und hilft, Vorurteile abzubauen.