Weimar/Gotha - Thüringen war für die Wittenberger Malerfamilie Cranach ein wichtiges Pflaster. In Gotha verliebte sich Lucas Cranach der Ältere in die Tochter eines Ratsherren und heiratete sie. In Weimar starb 1553 der Renaissancemaler, der das Bildnis des Reformatoren Martin Luthers und Philipp Melanchthons entscheidend mit prägte.

Lucas Cranach der Jüngere, dessen Geburtstag sich 2015 zum 500. Mal jährt, setzte das Werk des Vaters fort. In der Weimarer Stadtkirche St. Peter und Paul steht einer seiner schönsten Altäre.

Mit einem Themenjahr "Bild und Botschaft" will Thüringen 2015 den Spuren der Künstlerfamilie und ihrer Nachfahren folgen. Neben drei großen Ausstellungen in Weimar, Gotha und Eisenach beteiligen sich auch Erfurt und Neustadt/Orla mit Sonderschauen und Stadtführungen.

"Es ist eine Erfolgsgeschichte von Vater und Sohn", stellt die Kunsthistorikerin Katrin Kolb von der Klassik Stiftung Weimar fest. Aufgrund der großen Ähnlichkeit in Malweise und Themenwahl rätseln Experten bei manchem Bild bis heute, welcher der Cranachs bei welchem Werk den Pinsel geschwungen hat. Oder ob gar einer der Mitarbeiter der hochproduktiven Wittenberger Werkstatt das berühmte Cranach-Zeichen - die geflügelte Schlange - unter ein Bild setzen durfte.

"Damals hat man gerade so produziert, dass kein Unterschied zu bemerken ist. Heute versuchen wir zu trennen. Aber in vielen Fällen bewegen wir uns auf dünnem Eis", sagt Kolb, die die Ausstellung «Cranach in Weimar" im Schillermuseum vom 3. April bis 14. April vorbereitet
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Cranach der Jüngere (1515-1586) habe bisher zu wenig im Fokus von Wissenschaft und Öffentlichkeit gestanden. Auch würden seine Bilder im Vergleich zum Vater auf dem Kunstmarkt weit billiger gehandelt. "Er war ein hervorragender Künstler, erfolgreicher Werkstattleiter und Bürgermeister."

Ein Beweis für seine künstlerische Qualität sei der Altar in der Weimarer Stadtkirche, in der einst Luther predigte.

Über Jahrhunderte wurde er dem Vater zugeschrieben. "Alles weist auf den jungen Cranach hin: Malweise, Untergrund, Datierung, das hohe Alter des Vaters zu Beginn der Arbeiten. Dass Lucas Cranach der Ältere keinen Strich daran gemacht hat, ist für mich sicher", meint die Expertin.

Dafür spreche auch die Entstehungszeit des Altars, das Jahr 1555. "Da war der alte Cranach schon zwei Jahre tot."

Cranach der Jüngere - das geht aus einem Brief hervor - hielt sich unter anderem Anfang 1553 für einige Wochen in Weimar auf, als in Wittenberg die Pest wütete. Im Oktober 1553 starb sein Vater hochbetagt in Weimar.

Er war seinem Kurfürsten Johann Friedrich dem Großmütigen nach der Niederlage im Schmalkaldischen Krieg von Wittenberg in die Verbannung nach Augsburg und in die neue Residenz Weimar gefolgt. Das prächtige Cranach-Haus am Markt und sein Grab erinnern daran. Mit nach Weimar kamen Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken des Meisters, darunter "Sibylle von Cleve als Braut".

Auch Gotha, in dem ein weiteres Cranach-Haus steht, rüstet sich für eine internationale Schau. Vom 29. März bis 19. Juli sind im Herzoglichen Museum unter dem Titel "Cranach im Dienst von Hof und Reformation" vor allem Werke des älteren Meisters zu sehen, insgesamt 200 Exponate.

Werke aus eigenem Fundus und Leihgaben aus aller Welt würden präsentiert, berichtet der Direktor der Stiftung Schloss Friedenstein, Martin Eberle. Gemälde wie "Jesus und Magdalena", Grafiken, Münzen, Medaillen, Bücher und Flugblätter gegen die Katholische Kirche werden gezeigt.

Die Wartburg in Eisenach verdankt ihren Cranach-Schatz unter anderem einem Nachfahren: Burghauptmann Hans Lukas von Cranach (1855-1929). Auch der Weimarer Großherzog kaufte Bilder für die Feste, darunter die Eltern des Reformators Luther, die es nur einmal gebe, sagte Burghauptmann Gerhard Schuchardt.

"Die Luther-Porträts der Cranach-Werkstatt" ist die Ausstellung vom 2. April bis 19. Juli mit 21 Leihgebern überschrieben. "Von 1520 und 1546 entstanden sieben Porträt-Typen: Luther als Mönch, mit Doktorhut und als Junker Jörg auf der Wartburg."

Es folgten die Ehe-Bildnisse mit Katharina und dem Weggefährten Melanchthon sowie vom gealterten und toten Luther. "Lucas Cranach der Jüngere prägte das Bild des barhäuptigen alten Luthers, das bis heute präsent ist."

Aktionen in anderen Städten:

- In der Lutherstadt WITTENBERG (Sachsen-Anhalt), wo einst die legendäre Cranach-Werkstatt stand, wird die Ausstellung "Lucas Cranach der Jüngere - Entdeckung eines Meisters" gezeigt.

Die Schau mit mehr als 150 Exponaten will das Leben und Schaffen des Künstlers nachzeichnen. Zahlreiche Leihgaben aus dem Ausland sind dabei. Ergänzende Ausstellungen gibt es in Dessau-Roßlau und in Wörlitz.

- KRONACH (Bayern), Geburtsort von Lucas Cranach dem Älteren, widmet seine Faustfestspiele im Juli und August 2015 dem Thema "Renaissancemensch Faust - Renaissancemensch Cranach".

Zudem zeigt die Fränkische Galerie zwischen März und Oktober "Fränkische Meister der Spätgotik und der Weg zu Cranachs Kunst". Die Ausstellung wurde neu konzipiert.