Suhl Keine Verhandlungsmasse

Zweites Heimspiel, zweite Niederlage: Der VfB Suhl Lotto Thüringen unterliegt dem Dresdner SC. Der Suhler Trainer ist stinksauer, eine ganz besondere Spielerin ist die wertvollste im VfB-Team.

 
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Suhl - Claudia Steger musste nicht lange überredet werden. "Der Verein und ich sind eigentlich recht schnell übereingekommen, dass ich noch mindestens ein Jahr dranhänge", sagte sie, die seit dem Jahr 2008 für den VfB Suhl spielt. Dass sie am Samstag nach der 110 Minuten währenden Partie der Volleyball-Bundesliga zur wertvollsten Suhlerin gewählt wurde, war nur folgerichtig. Schließlich war sie punktbeste Akteurin in VfB-Reihen. Während sie für zwölf Zähler die silberne MVP-Medaille erhielt, bekam Dresdens Maja Storck (17) die goldene, immerhin waren die Dresdnerinnen als Sieger aus diesem zähen, auf beiden Seiten sehr fehlerbehafteten Spiel hervorgegangen. Mit 1:3 (16:25, 21:25, 25:23, 17:25) verlor der VfB in der in Corona-Zeiten mit 450 Fans ausverkauften Suhler "Wolfsgrube".

Störenfriede werden der Halle verwiesen

Einige Zuschauer, mindestens fünf an der Zahl, mussten am Samstagabend der Halle verwiesen werden, da sie sich weigerten, Masken zu tragen und auf den Stehplätzen den notwendigen Mindestabstand einzuhalten. Ordner mussten eingreifen, damit drohende Handgreiflichkeiten nicht weiter eskalierten. Wie die Sitz- sind in der "Wolfsgrube" auch die Stehplätze nummeriert. "Solche Störenfriede gefährden das gesamte Konzept", kommentierte Jens Haferkorn, Teammanager und Hygienebeauftragter des VfB, das Geschehen. Um überhaupt 450 Zuschauer in die Halle zu lassen, hatte der VfB sein Hygienekonzept mit der Stadt Suhl und der Volleyball-Bundesliga abstimmen müssen.


Dabei weilte Claudia Steger noch nicht einmal von Beginn an auf dem Feld, VfB-Coach Laszlo Hollosy hatte Dagmar Boom in seine Startformation beordert. Hollosy änderte seine Meinung, als seine Mannschaft im ersten Satz schon fast aussichtslos mit 8:17 zurücklag. "Wir haben in der vergangenen Woche alle gut trainiert, der Trainer hatte also die Qual der Wahl", kommentierte Claudia Steger diese Entscheidung. In dieser Saison muss sie sich mit der Ungarin Agnes Pallag und Boom um den Platz am Netz streiten, sieht diese für sie neue Situation aber gelassen: "Wir drei Außenangreiferinnen haben alle unseren Platz im Team, ergänzen uns gut."

Zerstörte Hoffnungen

Da die Niederländerin Boom in der Startphase der Partie mit Problemen kämpfte, irgendwie nicht richtig durchkam, ihrem Team diesmal also nicht wirklich helfen konnte, sprang Steger ein. Dass aber auch sie das Blatt nicht entscheidend wenden konnte, lag an der an diesem Tag geschlossen schlechten Mannschaftsleistung der Gastgeberinnen.

Und diese geschlossen schlechte Mannschaftsleistung, von Claudia Steger einmal abgesehen, brachte Suhls Trainer Laszlo Hollosy so richtig in Rage. Spürbar genervt stellte er sich dennoch den Fragen der Journalisten. "Wir haben heute sehr schlecht gespielt und konnten das viel aggressivere Dresdner Spiel nicht mitgehen", sagte Hollosy: "Irgendwie haben meine Spielerinnen heute nur das gemacht, was sie wollten. Das kann ich so nicht akzeptieren, so etwas mag ich überhaupt nicht." Und redete sich dann noch mal so richtig heiß: "Ich weiß nicht warum, aber mitunter versucht die ein oder andere meiner Mädels plötzlich etwas ganz Neues, anstatt bei Altbewährtem zu bleiben. Unsere Annahme war nicht gut, unser Angriff ist nicht durchgekommen. Wenn wir immer so auftreten, ist es ja fast unmöglich zu gewinnen." Viel zu besprechen also zwischen dem neuen Trainer beim VfB Suhl und seinen Schützlingen. Disziplin und Spielgenauigkeit sind keine Verhandlungsmasse bei Laszlo Hollosy.

Dabei waren doch sowohl die Suhler Mannschaft als auch die VfB-Fans mit großen Hoffnungen in die Halle gekommen, nach dem 3:1-Sieg bei den Roten Raben Vilsbiburg aus der Vorwoche nun auch dem Favoriten und Pokalsieger endlich mal wieder ein Bein stellen zu können. Im ersten Satz allerdings waren die Gastgeberinnen überhaupt noch nicht im Spiel und sahen sich dem Dresdner Angriffswirbel fast hoffnungslos gegenüber. Zudem offenbarte das Team von Laszlo Hollosy die bereits erwähnten Annahmeprobleme. Im zweiten Durchgang agierten die Suhlerinnen weiterhin nervös und hatten, permanent vom gegnerischen Angriff unter Druck gesetzt, arge Mühe, eigene Aktionen aufs Feld zu bringen.

Fast flehend und mit ärgerlichem Gesichtsausdruck ging Laszlo Hollosy in dieser Phase die Linie auf und ab - etwa als sich seine Mannschaft mal wieder vom DSC-Block überlisten ließ. Oder der VfB-Block einfach nicht existent war, als Maja Storck fast senkrecht am Netz hochsteigen konnte, um Bruchteile von Sekunden später auf der anderen Netzseite fast genauso senkrecht zu landen.

Erst ab dem dritten Satz sahen die Zuschauer eine umkämpfte Partie, diesmal allerdings mit leichten Vorteilen für den VfB Suhl. Als die Suhler US-Connection aus Blake Mohler und Danielle Harbin für den 23:23-Ausgleich und Claudia Steger für den ersten Satzball gesorgt hatten, war es in der Halle auf einmal mucksmäuschenstill. Um dann in einer Jubel-Explosion aufzugehen, als der Angriff von Agnes Pallag im Dresdner Teil des Feldes landete.

Doch im darauffolgenden Satz schien den Gastgeberinnen die Luft auszugehen, spätestens beim 8:15 sah der DSC wie der Sieger aus. Symptomatisch die Spielpause bei der ersten Technischen Auszeit, als Laszlo Hollosy seine Mannschaft komplett sich selbst überließ; ein anderes Mal schickte er Co-Trainer Lukasz Marciniak für die Ansprache vor. "Es stecken unglaublich viele Emotionen in einem solchen Spiel", sagte Claudia Steger dazu. Sie hat in den vergangenen Jahren beim VfB schon so manchen Trainer erlebt.

Suhl: Startformation: Harbin, Müller, Boom, de Zwart, Pallag, Jaksetic; Lohmann (Libera); eingewechselt: Meis, Mohler, Sunjic, Steger - Zuschauer: 450

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