Erfurt - Alle drei Thüringer Abweichler der Alternative für Deutschland (AfD) haben ihrer Partei den Rücken gekehrt. Am Freitag traten auch die Abgeordneten Jens Krumpe und Oskar Helmerich aus. Beide Politiker sagten der Deutschen Presse-Agentur, sie hätten ihren Austritt schriftlich erklärt. Am Dienstag war bereits der Landtagsabgeordnete Siegfried Gentele ausgetreten. Landes- und Fraktionschef Björn Höcke begrüßte den Schritt.

Der Austritt der drei Parlamentarier war erwartet worden. Nach dem Bundesparteitag am vergangenen Wochenende sei er überzeugt, «dass die AfD nicht mehr meine politische Heimat ist», begründete Krumpe.

«Ich gehöre nicht in eine Partei, die immer gegen alles ist, Ressentiments von Minderheiten stützt und das politische System der Bundesrepublik am liebsten abschaffen würde.» Krumpe kritisierte, dass in der AfD Islamkritik und ausländerfeindliche Thesen originäre Themen wie die Kritik an der Euro-Rettung verdrängt hätten.

Helmerich erklärte: «Den Weg des dumpfen Populismus will ich nicht mitschreiten.» Er sei stets von dem Konzept des mündigen Bürgers ausgegangen. «Höcke dagegen trauert lieber autoritären Regimen der vergangenen Zeiten hinterher», so Helmerich, der zugleich Vorsitzender des AfD-Kreisverbands Mittelthüringen ist.

Er sicherte einen «sauberen Schnitt» zu. Am Montag will er die Mitglieder per E-Mail informieren. Einen Grund für vorgezogene Wahlen sieht der Ex-AfD-Politiker nicht, weil der Vorstand aus sechs weiteren Mitgliedern besteht.

Höcke sagte der Deutschen Presse-Agentur, er begrüße den Austritt von Helmerich ausdrücklich: «Männer ohne politische Standpunkte, wahre Politikzwerge, können wir in unserer AfD nicht gebrauchen.» Vor allem Helmerichs Zustimmung zum Haushalt 2015 der «rot-rot-grünen Schuldenkoalitionäre» habe der AfD in der Öffentlichkeit schweren Schaden zugefügt. «Mit seinem Schritt ist er einem drohenden Parteiausschluss zuvorgekommen», erklärte Höcke.

Die drei Abgeordneten waren bereits aus der Fraktion ausgeschlossen worden. Sie gelten als Kritiker von Landeschef Björn Höcke und Anhänger von Parteigründer Bernd Lucke, der beim Parteitag die Wahl zum Vorsitzenden verloren hatte. Im Landtag wird nun mit Spannung erwartet, welcher Fraktion sich die drei fraktionslosen Abgeordneten anschließen.

Krumpe bedauerte in seiner Mitteilung, dass die AfD am Freitag im Landtag nicht für einen CDU-Antrag gestimmt habe, der die Balkanstaaten Kosovo und Albanien als sichere Herkunftsländer einstufen wollte. Linke, SPD und Grüne hatten sich dagegen ausgesprochen.

«Obwohl die Asyl- und Einwanderungspolitik zum Kernportfolio der AfD gehört, hat sich die Partei der Zustimmung eines konstruktiven Antrags der CDU verwehrt», kritisierte Krumpe. Er wolle nun erst einmal zur Ruhe kommen und erst in den kommenden Wochen entscheiden, wem er sich im Landtag anschließt. dpa