Bravo. Endlich wieder ein "Faust" in Thüringen, der das Hinfahren - auch aus außer-thüringischer Entfernung - lohnt und bei dem das Hinsehen große Freude macht. Und das Hinhören ebenso, denn das Theater Rudolstadt durchwebt seinen "Faust I" mit Musik. Das Regie-Duo Steffen Mensching und Michael Kliefert hätte bewährte Faust-Kompositionen von der Renaissance bis Liszt in die Inszenierung einarbeiten können, doch die Rudolstädter, Schauspielensemble und Symphoniker gemeinsam, gehen gern mutigere Wege: Sie haben bei dem Komponisten Hannes Pohlit einen ganzen Faust-Zyklus aus zwölf Liedern und Orchesterstücken in Auftrag gegeben. Das war goldrichtig. Wer den Rudolstädter Faust-Soundtrack aus Pohlit, Alfred Schnittke und Charles Ives gehört hat - nicht zu vergessen: auch "Veronika, der Lenz ist da" kommt vor und "Goethe war gut", so viel Revue-Einlage ist bei Mensching und Kliefert Ehrensache -, der wird ihn beim nächsten "Faust" andernorts vermissen.