Deutschlandweit haben sich in den vergangenen Jahren inzwischen 755 Gesundheitswanderführer zertifizieren lassen. Das in den Startjahren vom Bundesgesundheitsministerium geförderte Programm zielt dabei weniger auf den passionierten Wanderer mit dem Anspruch, Berge zu erklimmen oder Kilometer zu machen.
Gesundheitswandern richtet sich eher an Einsteiger oder jene, die durch zunehmende Gebrechen zum Ausstieg aus dem Sport gezwungen wurden. Im Schnitt spricht das Programm dem DWV zufolge Senioren über 60 Jahren an, in der Mehrheit sind es Frauen.
Untersuchungen hätten gezeigt, dass der Wunsch, etwas für die Gesundheit zu tun, zu den wichtigsten Motiven von Wanderern zählt, sagt Christine Merkel vom Wanderverband. "Gesundheitswandern soll da ein niedrigschwelliges Angebot sein", sagt die DWV-Mitarbeiterin für den Bereich. Die vergleichsweise kurzen Strecken überfordern auch Sportmuffel nicht, Tempo und Übungen richten sich nach Bedürfnissen der Teilnehmer.
Auch viele in der Düsseldorfer Wandertruppe bringen allerlei Einschränkungen mit, wie Otto Bremm sagt: Hüft- und Bypass-OPs oder Stürze liegen hinter ihnen. "Aber die Krankheiten spielen hier selten eine Rolle." Stattdessen wird viel gelacht: Über Helmuts schöne Waden, die er ganz schön anstrengen muss, um auf einem Bein stehend die Balance zu halten. Oder über das lustige Bild, das die Teilnehmer bei einer Koordinationsübung abgeben, wild mit den Armen rudernd. "Mir tut die Gruppe gut", sagt Wanderer Hartmut Fligge. Er habe früher eher argwöhnisch auf Sport geschaut. "Vereinssport, nein danke, war eher mein Motto", sagt der 69-Jährige.
Der gesundheitsfördernde Nutzen des wohldosierten Wanderns mit Unterwegs-Übungen ist sogar wissenschaftlich belegt. Er sei erstaunt gewesen über die hohe Wirksamkeit nach nur wenigen Wochen, sagt Prof. Kuno Hottenrott von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Der Blutdruck der Probanden sank demnach, ihre Ausdauer verbesserte sich ebenso wie die Koordinationsfähigkeit. "Deswegen überzeugt ein Angebot wie das Gesundheitswandern auch sehr viele - gerade für Sporteinsteiger ideal", sagt der Sportwissenschaftler. Anders als etwa beim Joggen könnten auch Ungeübte hier schnell Erfolge erzielen. "Niemand muss sich körperlich überfordern am Anfang, sondern man kann das Gehtempo und die Strecke langsam steigern", sagt Hottenrott.