Corona als Ausrede?
CDU-Wirtschaftspolitiker Martin Henkel sagte ebenfalls Ja zum Diesel und warb für einen Mix der Antriebstechniken. Für Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) ist der Verbrenner eine wichtige Brückentechnologie zu neuen Antriebsarten. "Klassische Verbrennungsmotoren werden in der Automobilindustrie noch bis mindestens Mitte der 2030er Jahre eine Rolle spielen - zunehmend in Form von Hybridantrieben", so Tiefensee. Weil da weltweit ein ganz großes Rad in Gang gekommen ist, erwartet der Minister eine weitere Zuspitzung der Krise. "Die existenzielle Schieflage vieler Automobilzulieferer in Deutschland wird sich in den kommenden Monaten weiter verschärfen." Dass damit - quasi schicksalhaft - Betriebe geschlossen und Beschäftigte arbeitslos werden müssen, lässt er nicht gelten. "Zumindest in einigen Fällen ist der Eindruck entstanden, dass gut verdienende Konzerne die Corona-Krise nutzen, um auf Kosten ihrer Beschäftigten Kapazitäten abzubauen oder an vermeintliche Billiglohnstandorte zu verlagern", kritisierte er. Tiefensee erwartet von den Unternehmen, die von guten Rahmenbedingungen in Deutschland profitiert hätten und oft mit finanzieller Förderung durch den Steuerzahler groß geworden seien, "mehr soziale Verantwortung gegenüber den Beschäftigten".
"Erst absahnen, dann Betriebe schließen", fasste das griffig Linken-Wirtschaftspolitiker Andreas Schubert zusammen. Und fügte hinzu, dass sich darin das "hässliche Wesen des Kapitalismus" zeige. Das führte bei CDU und FDP zu einiger Unruhe. Womöglich weil sie daran dachten, dass auch Sozialisten mit den famosen Autos herumfahren, die der hässliche Kapitalismus produziert.