Erfurt - Eine Gruppe um die Ex-DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld will sich offenbar an die Spitze der Thüringer Werteunion, also des rechten Flügels der Landes-CDU, setzen. Lengsfeld, die bis 2005 für die Thüringer CDU im Bundestag saß, und der jetzige Werteunion-Landesvize Hans Pistner (Erfurt) sind zwei von fünf CDU‘lern, die in einem am Sonntag bekannt gewordenen Brief an Werteunion-Mitglieder die Ablösung des jetzigen Vorstands fordern. „Wir werden uns in der CDU in Thüringen engagieren und für einen wertkonservativen Politikwechsel eintreten und arbeiten“, heißt es in dem Schreiben, das auch vom Südthüringer Werteunions-Regionalvorsitzenden Oliver Wünsch aus Zella-Mehlis unterschrieben ist. Die Neuwahl des Vorstands sei laut Satzung seit zehn Monaten überfällig, schreiben die Fünf weiter. Bisher fungiert der Hildburghäuser Christian Sitter als Landesvorsitzender der Werteunion. Der Anwalt und Boxvereins-Chef ist in den vergangenen Monaten aber nicht mehr in der politischen Öffentlichkeit aufgefallen.

Die Werteunion ist ein Zusammenschluss rechtskonservativer CDU-Politiker, der von der Partei geduldet, aber nicht offiziell als Gruppierung anerkannt ist. Ihr bundesweit bekanntester Vertreter ist der ehemalige Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen. Etliche Südthüringer CDU-Poltiker sympathisieren mit der Werteunion, bekennen sich aber öffentlich nicht zu dieser Gruppierung. Zu den wenigen, die keinen Hehl aus ihrer Mitgliedschaft machen, gehört der Suhler CDU-Stadtrats-Fraktionsvorsitzende Marcus Kalkhake.

Vera Lengsfeld (68) stammt aus Sondershausen und gehörte in der DDR zu den prominentesten Oppositionellen und Wende-Akteuren. Nach 1989 war sie zunächst bei den Grünen aktiv und wechselte 1996 zur CDU, für die sie zuletzt 2009 in Berlin vergeblich kandidierte. Über die Thüringer CDU-Landesliste war sie zuvor zwei Mal in den Bundestag gewählt worden. Nach ihrem Ausscheiden wandte sie sich zunehmend rechtskonservativen und rechtspopulistischen, zuletzt auch verschwörungstheoretischen Positionen zu. Inzwischen wird Lengsfeld dem Umfeld der AfD und der so genannten „Neuen Rechten“ zugerechnet. Sie gilt als Klimawandelleugnerin und engagiert sich auch bei den Kritikern der Corona-Maßnahmen. er