Thüringen Teil-Lockdown: Das gilt ab Montag in Thüringen

Restaurants, Bars und Clubs sind seit 2. November geschlossen. Foto: Henning Kaiser/dpa

Auch in Thüringen gilt ab Montag, 2. November, eine neue Corona-Sonderverordnung, die das öffentliche Leben in weiten Teilen einschränkt. Die Verordnung steht jedoch unter einem Parlamentsvorbehalt: der Landtag kann noch Änderungen daran beschließen.

 
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Erfurt - Thüringen geht in den Lockdown light: Die Landesregierung hat eine Corona-Sonderverordnung erlassen, die das Herunterfahren weiter Teile des öffentlichen Lebens von Montag an regelt. Die Regeln, die am späten Samstagabend veröffentlich wurden, halten sich grundsätzlich an die Vereinbarungen von Bund und Ländern, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums. Allerdings seien auch einige Thüringer Besonderheiten vorgesehen.

Nach heftiger Kritik vor allem des Handwerkstags dürfen nun nicht nur Friseursalons weiter öffnen, sondern bei Einhaltung der Hygienekonzepte auch Kosmetik- und Nagelstudios; sogar Tattoo-Studios können danach weiter arbeiten. Auch Zoos und Tierparks in Thüringen dürfen weiterhin Besucher empfangen - allerdings nur in den Außenbereichen. Wie bundesweit auch kann weiter eingekauft werden - eingelassen werden darf aber nicht mehr als ein Kunde pro zehn Quadratmeter Verkaufsfläche.

Eine Sonderregelung gibt es für Museen, die zumindest für entgeltfreie, bildungsbezogene Angebote aufschließen können. Neben Schulen und Kindergärten sollen auch andere Bildungsangebote zugänglich bleiben: Volkshochschulen, Fahrschulen, Musik- und Jugendkunstschulen sowie Bibliotheken müssen laut Verordnung nicht schließen. Damit erzielten der Kulturrat und der Museumsverband Thüringen zumindest einen Teilerfolg. «Deutschlandweit ist uns kein einziger Infektionsherd bekannt, der aus einer Musikschule, einem Theater- oder Konzertsaal, einem Museum oder einer Bibliothek resultierte», erklärten sie.

Trotzdem müssen viele Bereiche voraussichtlich den gesamten November schließen. Das gilt für die gesamte Gastronomie mit Ausnahme von Mensen und Kantinen sowie einen Großteil der Kultur- und Freizeiteinrichtungen. In der Öffentlichkeit gelten Kontaktbeschränkungen mit maximal zehn Mitgliedern von zwei Haushalten. Eingestellt werden muss der Freizeit- und der organisierte Amateur-Sportbetrieb.

Erlaubt bleibt individueller Sport ohne Körperkontakt - allein, zu zweit oder mit den Angehörigen des eigenen Haushalts. Zu den möglichen Sportarten zählen unter anderem Radsport, Reiten, Leichtathletik, Tennis, Golf und Schießsport. Für die Kontaktbeschränkungen gelten weitere Ausnahmen: Bei Beerdingunen und standesamtlichen Eheschließungen dürfen mehr als zehn Personen aus höchstens zwei Haushalten teilnehmen. Dabei müssen jedoch die jeweils geltenden Regeln der Städte und Landkreise für private Feiern und Treffen beachtet werden.

Übernachtungen sind nur noch für Geschäftsreisende oder bei beruflich oder medizinisch notwendigen Reisen erlaubt. Touristen müssen in Thüringen ihren Urlaub bis zum 5. November beenden. Tagesausflüge sollen möglichst vermieden werden.

Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) sprach von einem Kraftakt, mit dem die sprunghafte Ausbreitung des Coronavirus eingedämmt werden solle. «Um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern, sind auch jetzt wieder weitreichende Einschränkungen notwendig.» Werner und Bildungsminister Helmut Holter (Linke) appellierten an die Thüringer, die strengen Regeln einzuhalten und sich damit solidarisch untereinander zu verhalten.

Erstmals enthält eine Thüringer Corona-Verordnung einen Parlamentsvorbehalt. Damit kann der Landtag, der am Dienstag zu einer Sondersitzung zusammenkommt, Änderungen vornehmen.

Weiterhin offen bleiben Einrichtungen der Sozial- und Jugendhilfe, sämtliche Beratungsstellen, Tagespflege-Einrichtungen, Werkstätten für Menschen mit Behinderungen, Therapeutische Einrichtungen sowie Spielplätze.

Auch am Wochenende stieg die Zahl der nachgewiesenen Corona-Infektionen in Thüringen weiter. An den beiden Tagen wurden 545 neue Fälle, darunter 218 innerhalb von 24 Stunden am Sonntag von den Gesundheitsämtern gemeldet. Vier Menschen, die positiv getestet waren, starben. Die Zahl der seit Beginn der Pandemie registrierten Infektionen erhöhte sich auf insgesamt 7169.

Weiterhin galt fast die Hälfte der 23 Kreise und kreisfreien Städte in Thüringen als Corona-Risikogebiet. In elf Regionen gab es in den vergangenen sieben Tagen teilweise deutlich mehr als 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner, geht aus den Angaben des Thüringer Sozialministeriums vom Sonntag hervor. Im Thüringer Durchschnitt lag die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen bei 61,3 - mit steigender Tendenz. dpa/red

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