Thüringen Startschuss für Themenjahr zu 900 Jahren jüdischen Lebens in Thüringen

Das Veranstaltungsprogramm des Themenjahrs «Neun Jahrhunderte jüdisches Leben in Thüringen» wird in der Kleinen Synagoge präsentiert. Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Bis Ende September 2021 sind zahlreiche Veranstaltungen geplant, die Einblick in die wechselvolle Geschichte des Judentums in Thüringen geben sollen.

 
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Erfurt - Thüringen blickt auf neun Jahrhunderte jüdischen Lebens. Ein Themenjahr zur wechselvollen Geschichte der Juden in Thüringen wurde am Donnerstag bei einem Festakt in Erfurt von Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) eröffnet. Geplant sind bis Ende September 2021 etwa 150 Veranstaltungen - Ausstellungen, Lesungen, Vorträge und Musik in verschiedenen Orten. Mit einigen Veranstaltungen wird nach Angaben der Veranstalter auch auf das rechtsextreme Attentat auf eine Synagoge in Halle (Saale) vor knapp einem Jahr reagiert.

Der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Reinhard Schramm, würdigte das Engagement des Landes für das Themenjahr, aber auch das Eintreten vieler Landespolitiker gegen Antisemitismus. «Mit dem Themenjahr können von den Nazis geschlagene Lücken in das Wissen über die vielen Facetten jüdischen Lebens gefüllt werden», sagte Schramm. Er freue sich auf den Dialog.
Ramelow bezeichnete Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche als Paten des Themenjahres. Sie hätten auch den Anstoß gegeben, dass für die Landesgemeinde eine neue Torarolle mit den fünf Büchern Mose geschrieben werde, aus der in jüdischen Gottesdiensten gelesen wird. «Das ist etwas Einmaliges», sagte der Regierungschef.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, erinnerte daran, dass die älteste erhaltene Synagoge Mitteleuropas in Erfurt steht. «Das Judentum prägt seit langer Zeit dieses Land mit.» Bei der Bekämpfung des Antisemitismus gehe es nicht nur um die Juden, sondern um die Verteidigung bürgerlicher Grundrechte. Schuster kritisierte, dass sich die Beschäftigung mit Juden vielfach auf ihre Darstellung als Opfer von Hass und Verfolgung beschränke. Das gelte auch für Schulbücher. 900 Jahre jüdisches Leben machten jedoch Hoffnung, «dass es weitergeht». dpa

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