Erfurt/Themar – Nachdem der Einsatz der Thüringer Polizei am Wochenende in Themar zunächst viel Anerkennung erfahren hat, sind nun zahlreiche Fragen dazu aufgetaucht. Hintergrund ist vor allem ein Video, das am Sonntagabend im Internet aufgetaucht waren. Die Aufnahmen, die offenbar von außerhalb des Rechtsrock-Zeltes gemacht wurden, zeigen, wie Dutzende Neonazis während des Auftritts einer Band „Sieg Heil“ brüllen und dazu den rechten Arm immer wieder nach oben reißen. Die Polizei schritt trotzdem nicht ein.

In ersten Stellungnahmen, die die Thüringer Polizei über verschiedene soziale Medien verbreitete, heißt es, das Video sei den Beamten bislang nicht bekannt gewesen. Man habe nun Ermittlungen eingeleitet. Ein Sprecher der Landespolizeidirektion sagte unserer Zeitung am Montag: "Gegenwärtig tragen wir die relevanten Informationen zum Sachverhalt zusammen und werden uns nach der Bewertung aller Fakten dazu äußern."

Der Filmer versicherte jedoch auf Nachfrage, dass Polizisten neben ihm standen, als er die Aufnahmen machten. Nun steht die Frage im Raum, warum Polizisten nicht einschritten, als sich der Vorfall ereignete – den Beamte auch außerhalb des Zeltes mitbekommen haben müssen.

Inzwischen bat Polizei die Nutzer auf Twitter und Facebook, weitere Originalaufnahmen einzusenden. Das Video habe der Urheber aufgrund "massiver bundesweiter Nachfrage" wieder gelöscht, wie die Polizei am Montag bei Twitter schrieb.

In Themar hatten am Samstag und bis in den frühen Sonntagmorgen hinein insgesamt etwa 6.000 Neonazis ein Rechtsrock-Festival gefeiert. Die Polizei gab später an, dabei seien 43 mutmaßliche Straftaten registriert worden – unter anderem die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Beleidigungen und Körperverletzungen.

Die Polizei war tagsüber mit einem Großaufgebot von etwa 1.000 Polizeibeamten aus mehreren Bundesländern in Themar im Einsatz gewesen. Während der Anreise gingen die Beamten konsequent gegen mutmaßliche Straftäter vor – zum Beispiel, als einzelne Rechtsextreme Journalisten beleidigten. Auch mehrere Thüringer Landtagsabgeordnete, die tagsüber als Teil einer parlamentarischen Beobachtungsgruppe in Themar waren, hatten den Einsatz zunächst gelobt. sh