Schneller und teils weitreichender als andere Länder lockerte die rot-rot-grüne Minderheitsregierung die strengen Verbote und Regeln wieder. Auch Karneval und Weihnachtsmärkte sollen perspektivisch wieder möglich sein, stellte Ramelow jüngst in Aussicht, obwohl bundesweit die Infektionszahlen zuletzt wieder etwas gestiegen waren. "Ich möchte, dass wir miteinander es schaffen, so leben zu können, dass das Virus uns nicht jeden Tag das Leben immer weiter zerstört und Angst erzeugt", sagt Ramelow. Zugleich betont er, dass das Virus immer noch da und gefährlich sei. Dass verhindert werden müsse, dass es weitergegeben wird.
Mit seinem Vorpreschen bei den Lockerungen sorgte Ramelow im Mai bundesweit für Schlagzeilen. Nicht jedem in der Koalition gefiel das, vor allem die Bündnispartner SPD und Grüne fühlten sich teils übergangen. Schließlich fielen die Kontaktbeschränkungen weg, die Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr und in den Geschäften blieb.
Im Krisenmodus der rot-rot-grünen Minderheitskoalition knirscht es immer mal wieder, auch beim Kreieren eines neuen Haushaltes für das Jahr 2021, dessen Beratung am Freitag beginnt. Jahrelang sprudelten die Steuergelder. Inzwischen aber ist klar: Die Corona-Krise reißt ein riesiges Loch in die Staatskasse. Das Finanzministerium geht von fehlenden Steuereinnahmen in Höhe von rund einer Milliarde Euro aus.
Erstmals seit Jahren will Thüringen wieder Schulden aufnehmen - 1,8 Milliarden Euro. Und diesmal müssen sich Linke, SPD und Grünen nicht nur untereinander abstimmen, sondern auch noch die CDU einbinden, von der sie mindestens vier Stimmen im Parlament brauchen, um Gesetze verabschieden zu können.
Einig sind sich Linke, CDU, SPD und Grüne darin, dass eine zweite Welle an neuen Infektionen verhindert werden muss. Mit Blick auf den Herbst kündigt Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) eine andere Strategie beim Verwenden von Corona-Tests als bisher an. "Während wir in den letzten Wochen verstärkt Urlaubsrückkehrer ohne Symptome getestet haben, wird es im Herbst mehr spezifische Tests geben müssen", sagt Werner. Wenn die Temperaturen draußen sinken, weniger gelüftet werde und die Erkältungszeit beginne, sei ein sorgsamer Umgang mit der Pandemie besonders wichtig. "Wir müssen kurzfristig abklären können: Hat jemand eine Erkältung, eine Grippe oder eine Corona-Infektion. Darauf wird es ankommen, um weiterhin Infektionsketten frühestmöglich zu unterbrechen", so Werner.