Ilmenau/Meiningen/Erfurt - Nach dem Fund weißen Pulvers in Briefen in Erfurt, Ilmenau und Meiningen am Freitag ist noch unklar, um welche Substanz es sich gehandelt hat. Die Ergebnisse der Feinuntersuchung im Landesamt für Verbraucherschutz lägen noch nicht vor, hieß es am Samstag aus der Landeseinsatzzentrale der Polizei. Damit sei wohl erst zu Wochenbeginn zu rechnen. Fest stehe aber, dass das Pulver kein radioaktiver Stoff sei.

In Ilmenau war in der Poststelle ein Brief eingegangen, in dem sich neben Tabletten auch ein weißes Pulver befand. Die Poststelle wurde geräumt, der Dienstbetrieb im Amtsgericht eingestellt. Prozesse wurden abgesagt und die Mitarbeiter nach Hause geschickt. Auf dem Vorplatz hatte die Feuerwehr ein Dekontaminationszelt aufgebaut. Vier Menschen sind mit dem verdächtigen Pulver in Berührung gekommen. Als kontaminiert gelten demnach jene Mitarbeiterin, die den verdächtigen Brief geöffnet hatte sowie drei hinzu gerufene Polizisten. Sie wurden von der Amtsärztin betreut und in der aufgebauten Strecke desinfiziert. Am späten Nachmittag konnten sie wieder nach Hause. Im Einsatz waren der Gefahrenzug des Landkreises sowie die Feuerwehren Ilmenau und Gehren mit etwa 50 Kräften. Das Gelände am Behördenzentrum war bis in die frühen Abendstunden hinein noch abgesperrt.

Wie der Einsatzleiter der Feuerwehr erklärte, "solange wir nicht wissen, was es ist, müssen wir so tun, als sei es Anthrax" (Anm. d. R.: Milzbranderreger). Es müsse bei solchen Einsätzen zunächst immer vom Schlimmsten ausgegangen werden. Vor Ort werde das Pulver auf Sprengstoff und radioaktive Substanzen untersucht. Könne diesbezüglich Entwarnung gegeben werden, komme das Pulver zur weiteren Untersuchung ins Labor des Thüringer Landesamtes für Verbraucherschutz nach Bad Langensalza.




In Meiningen war im Büro des Landratsamtes ein Brief mit weißem Pulver entdeckt worden. Das gesamte Haus 1 war kurz vor Mittag evakuiert worden. Vor Ort war der Gefahrenzug des Landkreises mit Einsatzkräften aus Meiningen, Wasungen und Zella-Mehlis. Diese betraten mit Schutzanzügen das Gebäude. Vor Ort waren 58 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Katastrophenschutz sowie elf Polizeibeamte. Da nicht klar war, ob es sich bei dem weißen Pulver vielleicht sogar um Sprengstoff handelt, wurden Einsatzkräfte des Sprengstoffräumungsdienstes angefordert. Der Kampfmitteldienst gab am Nachmittag schließlich Entwarnung. Sprengstoff und Radioaktivität wurden ausgeschlossen. Der Brief ging luftdicht verpackt auf den Weg nach Bad Langensalza. Von dort erwarten die Meininger frühestens am Wochenende ein vorläufiges Untersuchungsergebnis.

Der Büroleiter des Landrates und eine Mitarbeiterin waren mit dem Brief in Berührung gekommen und müssen vorsorglich für 24 Stunden zur Beobachtung ins Krankenhaus. Die Räume dürfen bis auf Weiteres nicht betreten werden.



Auch beim MDR hatte eine Briefsendung eine unbekannte Substanz enthalten, sagte eine Polizeisprecherin. Spezialisten von Feuerwehr und Polizei untersuchten das Pulver und wollten klären, ob es möglicherweise gefährlich ist. Laut Polizei gab es in Erfurt zunächst keine Verletzten. Der Brief ging in der Poststelle des Landesfunkhauses ein. Die Poststelle sei versiegelt worden, berichtete die Sprecherin. Der Sendebetrieb sei nicht beeinträchtigt gewesen, teilt der MDR selbst mit. In den Mittagsstunden war

Erst Anfang Januar waren in mehreren Bundesländern entsprechende Briefe gleichzeitig aufgetaucht. So war am 11. Januar im Bundesverfassungsgericht einen Polizei-Einsatz ausgelöst worden. Zuvor rieselte schon in Thüringen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern Mitarbeitern in Gerichts-Poststellen weißes Pulver aus Briefen entgegen. Feuerwehrleute rückten in mehreren Orten in Deutschland mit speziellen Schutzanzügen aus. Derweil war auch beim Thüringer Verfassungsschutz weißes Pulver aufgetaucht. Allerorts hatte sich das Pulver nach Laboruntersuchungen als harmlos erwiesen. cob/dh/ks/hi