Thüringen SPD-Fraktion ist für eine Landarztquote bei Studienplatzvergabe

Die ärztliche Versorgung auf dem Land wird immer problematischer. In Oberfranken sind derzeit 29,5 Arztsitze nicht besetzt. Die Mediziner zieht es weiterhin in die Städte, sagt Dr. Thomas Koch, der Vorsitzende des ärztlichen Kreisvebrands Kulmbach. Foto: Oliver Berg/dpa Quelle: Unbekannt

Überalterung bei Ärzten und ihren Patienten könnte in Thüringen zu einem Problem werden, vor allem auf dem Land. Die SPD-Fraktion will deshalb mehr Studienplätze und eine Landarztquote. Ihre Pläne will sie den Koalitionspartnern vorstellen - aber nicht nur diesen.

 
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Nach Ansicht der Thüringer SPD-Fraktion sollte die Zahl der Medizinstudienplätze in Thüringen um zehn Prozent angehoben werden. Ein entsprechender Antrag soll nach dpa-Informationen am Dienstag mit den Koalitionspartnern Linke und Grünen besprochen werden. Vorstellungen der Sozialdemokraten zufolge soll der Ausbau der Studienplatzkapazitäten für das Wintersemester 2021/22 umgesetzt und dafür Mittel im Landeshaushalt bereitgestellt werden. Nach Angaben der gesundheitspolitischen Sprecherin der SPD-Fraktion, Cornelia Klisch, würde es dabei um rund fünf Millionen Euro gehen.

Weil Linke, SPD und Grüne zusammen nicht genügend Stimmen für eine Mehrheit im Parlament haben, müsste auch die CDU dem Vorhaben zustimmen - und die Mittel dafür im Haushalt absegnen. Klisch kündigte an, auch mit der CDU und der FDP über das Thema reden zu wollen.

Der Antrag, der dpa vorliegt, sieht auch vor, dass die Einführung einer Landarztquote geprüft werden soll. Die Idee: Fünf Prozent aller Studienplätze für angehende Allgemeinmediziner würden an Bewerber vergeben, die sich verpflichten, nach ihrem Abschluss auf dem Land zu praktizieren. Damit könnten etwa Bewerber deutlich bessere Chancen auf einen Studienplatz bekommen, deren Notendurchschnitt im normalen Verfahren nicht ausreichte.

«Nur etwa ein Viertel der Thüringer Medizinstudenten kommen aus Thüringen. Viele gehen nach dem Studium wieder weg», sagte Klisch. Dabei sei absehbar, dass im Freistaat in Zukunft Allgemeinmediziner fehlen werden, weil viele Ärzte in den kommenden Jahren in den Ruhestand wechseln werden. Der Mangel könnte vor allem ländliche Regionen treffen. «In den nächsten zehn Jahren haben wir einen Bedarf an 1200 Ärzten in der ambulanten Versorgung», sagte Klisch.

Hinzu komme die demografische Entwicklung. «Wir haben eine höhere Alterslast und dadurch eine höhere Krankenlast.» Nur die Anzahl der Studienplätze zu erhöhen, wäre ihrer Meinung nach zu kurz gedacht. «Man braucht ein Paket, damit die Studenten daran interessiert sind, hier zu bleiben», betonte die SPD-Politikerin, die auch Vorsitzende des Sozial- und Gesundheitsausschusses ist.

Der Antrag sieht weiter vor, dass eine Aufstockung der Studienplätze für Zahnmedizin geprüft werden soll - ebenfalls um zehn Prozent. Eine Kapazitätssteigerung bei Pharmaziestudienplätzen soll geprüft und der Finanzbedarf dafür berechnet werden. Außerdem soll eine Werbekampagne konzipiert werden, die Ärzte verstärkt in die unterversorgten ländlichen Gebiete locken soll. dpa

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