Der Superintendent des Kirchenkreises Apolda-Buttstädt habe nach der zentralen Feier Thüringens zum Volkstrauertag mit seinem Smartphone eine etwa 20-köpfige Gruppe auf dem Friedhof aufgenommen, die dem Bericht nach einen Kranz am deutschen Gräberfeld niedergelegt haben soll. Die Gruppe sei augenscheinlich dem rechten Klientel zuzuordnen gewesen, hieß es in einer späteren Polizeimitteilung am Montagnachmittag. Der 41 Jahre alte Geistliche habe zwei Bilder mit dem Handy gemacht, da er eine nicht genehmigte Veranstaltung vermutete, hieß es weiter.
Durch die Aufnahmen habe sich die Gruppe wohl provoziert gefühlt. Daraufhin seien sechs Personen auf den Superintendent zugekommen und hätten von ihm verlangt, das Handy herauszugeben. Eine Person habe den Geistlichen dann am Kragen seiner Jacke festgehalten und ihn mit dem Fuß gegen den rechten Oberschenkel getreten, hieß es in der Mitteilung weiter. In der Folge habe der Mann sein Handy herausgegeben und die Bilder gegen seinen Willen gelöscht. Zwar habe die Gruppe den Friedhof verlassen, bevor Polizisten eingetroffen seien. Allerdings gebe es Hinweise zur Identität der Personen.
Ermittelt werde nun wegen Körperverletzung, Nötigung und Bedrohung. «Wir haben eine Ermittlungsrichtung», sagte Polizeisprecher Martin. Weitere Details etwa über einen möglichen politischen Hintergrund nannte er nicht.
Im Internet führte der Vorfall bereits zu Solidaritätsbekundungen mit dem Pfarrer. Der aus Apolda stammende frühere CDU-Landesvorsitzende Mike Mohring schrieb bei Twitter, er sei erschüttert. Auch die Grüne-Landtagsabgeordnete Astrid Rothe-Beinlich hielt bei dem Kurznachrichtendienst fest: «Unfassbar! Unsere Gedanken sind bei dem offenbar von Rechtsextremen angegriffenen Superintendenten. Wir fordern umfassende Aufklärung der Vorkommnisse!» dpa