«Wenn sich 74 Jahre nach Auschwitz Juden in Deutschland immer noch und teilweise verstärkt um ihre Sicherheit sorgen, dann muss die ganze Gesellschaft hiergegen aktiv werden», sagte der CDU-Politiker am Sonntag beim Gedenken der jüdischen Landesgemeinde Thüringen für die sechs Millionen ermordeten europäischen Juden. Versuche der Relativierung der nationalsozialistischen Verbrechen dürften nicht den geringsten Raum bekommen.

«Es kommen einem ungute Erinnerungen und Vergleiche bei dem, was politisch und gesellschaftlich heute einigen wieder sagbar scheint», sagte der aus Thüringen stammende Politiker, der parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium ist. Unter Berufung auf das christliche Abendland würden heute wieder Menschen ausgegrenzt und Sündenböcke geschaffen. In Ostdeutschland seien Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit zum Teil präsenter als andernorts in Deutschland.

An der Gedenkfeier nahmen rund 150 Menschen teil. Der Rabbiner der Landesgemeinde, Alexander Nachama, sprach in hebräischer Sprache das Kaddisch, das jüdische Totengebet für die in Konzentrationslager deportierten und dort ermordeten Menschen. Mit Gottesdiensten, Kranzniederlegungen, Lesungen und anderen Veranstaltungen wurde am Sonntag in mehreren Thüringer Orten an den Massenmord der Nationalsozialisten an der jüdischen Bevölkerung erinnert.

Am Holocaust-Gedenktag am 27. Januar wird der sechs Millionen ermordeten europäischen Juden und aller anderen Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Am 27. Januar 1945 hatten sowjetische Soldaten die Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau befreit. Das Lager steht symbolhaft für die NS-Verbrechen.

Der Thüringer Landtag hatte bereits am Freitag mit einer Gedenkfeier und einer Kranzniederlegung im ehemaligen KZ Buchenwald an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. dpa