«Es ist richtig, dass der Parteitag an diesem Wochenende in Erfurt abgesagt ist. Ich denke, ein virtueller Parteitag ist zeitgemäß und Briefwahl eine geübte Praxis in Deutschland», sagte Hennig-Wellsow am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt.

Ein Führungsvakuum durch die verschobene Wahl der Parteispitze, für die sie zusammen mit der Linksfraktionschefin im hessischen Landtag, Janine Wissler, antreten will, sieht Hennig-Wellsow nicht. Der bisherige Vorstand nehme seine Aufgaben wahr.

Die Linke hatte am Dienstagabend - wie zuvor bereits die CDU - ihren Parteitag wegen der stark gestiegenen Zahl an Coronavirus-Infektionen abgesagt. Eigentlich sollte bei einem auf einen Tag verkürzten Parteitag in Erfurt über die Nachfolge der Parteichefs Katja Kipping und Bernd Riexinger entschieden werden. Beide sind seit acht Jahren im Amt und treten nicht erneut an.

Hennig-Wellsow bezeichnete es als fraglich, ob der Parteitag noch in diesem Jahr organisierbar sei. Es sollte jedoch nicht zu viel Zeit vergehen. Auch die Briefwahl brauche Zeit. Der Parteivorstand will am 7. und 8. November darüber beraten.

Die 43-Jährige bekräftigte ihren Anspruch, die Linke regierungsfähig zu machen, wenn sie in die Doppelspitze gewählt werde. «Es ist Zeit, dass die Linke auch im Bund in der Lage ist, Verantwortung zu übernehmen», sagte sie. In Thüringen regiert die Linke seit 2014 und ist stärkste Fraktion im Landtag. Hennig-Wellsow hat als Partei- und Fraktionsvorsitzende damit langjährige Erfahrung im Regierungsgeschäft. Sie gilt als enge Vertraute von Linke-Ministerpräsident Bodo Ramelow. dpa