«Es kann jederzeit passieren, dass sich ein kleiner Teil oder ein einzelner Täter in den Untergrund absetzt und dort weitere Straftaten begeht», sagte Quent im Interview mit der «Thüringischen Landeszeitung» (Freitag). Der Forscher leitet das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft in Jena. Es gebe in Thüringen nach wie vor eine Neonazi-Szene, «die höchst radikalisiert und gewaltaffin» sei, so Quent.

Außerdem sei eine vollständige Aufklärung im Umfeld des NSU bisher nicht erfolgt. Es handele sich beim NSU-Umfeld um dieselben Leute, die beispielsweise beim sogenannten Ballstädt-Prozess auf der Anklagebank sitzen oder Rechtsrockkonzerte organisierten. In dem Verfahren geht es um einen rechtsextremen Überfall im Februar 2014 auf eine Kirmesfeier im Landkreis Gotha.

Quent kritisierte, der Ermittlungsdruck gegen die rechtsextreme Szene in Thüringen sei nicht hoch genug sei. In anderen Bundesländern - beispielsweise Brandenburg - werde intensiver gegen Personen vorgegangen, die rechtsextreme Rockkonzerte organisierten oder besuchen. «Auch die Ordnungsämter nutzen nicht die ihnen zur Verfügung stehenden Handlungsspielräume», sagt Quent. Im Unterschied zu den 1990er Jahren, in denen der NSU entstand, gebe es mehr Möglichkeiten: «Die Zivilgesellschaft in Thüringen ist viel wacher, besser vernetzt und es gibt eine fachliche Expertise», so Quent. dpa