- In Thüringen nimmt die Debatte über das Vorgehen bei Corona-Impfungen Fahrt auf. Bildungsminister Helmut Holter (Linke) plädierte am Mittwoch dafür, dass Lehrer und Erzieher von speziellen Teams direkt in den Schulen und Kitas geimpft werden, sobald ein Corona-Impfstoff zur Verfügung steht. «Die Impfung muss zu denen kommen, die die Impfung benötigen», sagte Holter am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt.

In der DDR sei es üblich gewesen, dass Teams für Impfungen an die Einrichtungen und Schulen kamen. «Damit wird, glaube ich, die Bereitschaft größer, als wenn der Aufruf erfolgt: Gehen Sie zum Arzt, besorgen Sie sich einen Termin und lassen Sie sich impfen», sagte Holter.

Gesundheitsministerium und Kassenärztliche Vereinigung (KV) arbeiten derzeit an einem Impfkonzept für Thüringen. Geplant seien nach derzeitigem Stand landesweit 29 Impfstellen, präzisierte das Ministerium am Mittwoch bisherige Informationen. Damit würden in allen Landkreisen und kreisfreien Städten Impfmöglichkeiten bestehen. In den Impfstellen soll nur nach vorheriger Terminvergabe geimpft werden. Zudem sollen zehn mobile Impf-Teams gebildet werden, zum Beispiel für Pflegeheime.

Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) hatte bereits in der vergangenen Woche gesagt, dass das Land zwei zentrale Lagerstellen für Impfstoffe festgelegt habe. Sie verfügten über entsprechende Kühltechnik, da der Impfstoff tiefgekühlt werden müsse. Das Land hat laut Ministerium rund 2,2 Millionen Spritzen und Kanülen bestellt. Kalkuliert wird, dass sich 60 Prozent der Bevölkerung impfen lassen und pro Impfung zwei bis drei Kanülen und ein bis zwei Spritzen verbraucht werden. Für die Beschaffung des Impfstoffes ist laut Ministerium der Bund zuständig.

Holter betonte, dass Impfungen stets freiwillig seien. Lehrer und Erzieher, die sich nicht frühzeitig gegen eine Corona-Infektion impfen lassen wollten, dürften keine Nachteile erfahren. Der Linken-Politiker forderte zudem, dass Lehrer und Erzieher neben Personen mit besonderen Risikomerkmalen und etwa Personal im medizinischen Bereich zu den Ersten gehören sollten, die Impfungen erhalten. Das Recht auf Bildung sei ein hohes Gut.

«Und ich möchte zum Beispiel nicht in eine Situation kommen, in der die Fußball-Bundesliga durchgeimpft ist, aber Schulen, Kindergärten und Kinderheime sich in einer langen Schlange anstellen müssen», sagte Holter, der in Thüringen auch Sportminister ist. Gesundheitsministerin Werner hatte betont, das Land werde sich strikt an die Empfehlungen von Ständiger Impfkommission und Nationaler Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) zur Rangfolge bei Impfungen halten.

Mit Blick darauf verlangte der FDP-Landtagsabgeordnete Robert Martin Montag, die Debatte über die Impfstrategie im Bundestag zu führen. Es sei viel Verständnis und Vertrauen in den Impfplan nötig. «Die Gesellschaft als Ganzes wird erneut ein hohes Maß an Solidarität beweisen müssen.» Deshalb gehöre der Diskurs über die richtige Impfstrategie unbedingt in den Bundestag. dpa

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