Thüringen Buga in Erfurt: Beginn für die Zeit danach?

Neben dem egapark und dem Petersberg in der Landeshauptstadt gehören noch 25 Außenstandorte in Thüringen dazu. Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/ZB

Die Eröffnung der Bundesgartenschau in Erfurt wegen Corona verschieben? Weder für das Land noch für die Stadt ist das im Moment eine Option. Stattdessen verknüpft mancher mit der Buga ganz große Hoffnungen.

 
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Erfurt - Bodo Ramelow träumt. Von der ganz großen Bühne, die sich dem Freistaat und damit auch ihm bieten wird. Dann nämlich, wenn Thüringen im Jahr 2022 die zentralen Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit ausrichten wird. Einen Teil davon, sagt Ramelow, werde in dem Haus stattfinden, vor dem er während seiner Träumereien steht: dem sogenannten Danakil auf dem ega-Gelände in Erfurt; einem Wüsten- und Urwaldhaus, von dem es heißt, damit werde nun „ein touristisches Highlight mit deutschlandweitem Alleinstellungsmerkmal in Erfurt entstehen“. Und zwar dann, wenn die Bundesgartenschau in Erfurt eröffnet werden wird, die ganz wesentlich auch auf der ega stattfinden soll.

Ein Traum ist das für Ramelow freilich auch, weil er damit die Hoffnung verbindet, dann noch das Amt als Thüringer Ministerpräsident zu bekleiden. Vorher müssen er und seine Partei aller Voraussicht allerdings noch eine Landtagswahl gewinnen und eine mehrheitsfähige Koalition zustande bekommen.

Gemessen an dieser politischen Aufgabe scheint es dagegen geradezu leicht das zu erreichen, was sich die Stadt Erfurt seit Langem vorgenommen hat: Die Bundesgartenschau – kurz: Buga – auch tatsächlich am 23. April 2021 zu eröffnen; trotz der Coronakrise, bei der angesichts der derzeit enorm hohen Infektionszahlen klar ist, dass sie noch lange nicht vorüber ist. Zuletzt sind ungezählte Veranstaltungen aller Art deswegen ausgefallen.

Dass dieser Vorsatz in der Stadt und auch im Land trotzdem noch immer ganz vehement verfolgt wird, daran lässt am Mittwoch bei einem Rundgang auf der ega weder Ramelow noch Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein irgendeinen Zweifel aufkommen. So sagt Ramelow nicht nur, er finde es richtig, dass die Stadt immer wieder beteuert hatte, der Eröffnungstermin solle nicht verschoben werde. Ramelow verbindet sogar ganz große, ganz Thüringen betreffende Hoffnungen mit der Eröffnung der Buga. „Ich gehe davon aus, dass wir uns in 155 Tagen mit der Buga in Deutschland zurückmelden“, sagt Ramelow, der auch noch Buga-Botschafter ist. Deren Beginn solle nichts weniger markieren, als den Start Thüringens in die Zeit nach der Corona-Krise.

Bausewein wiederum bestärkt Ramelow in diesem Vorsatz noch, als Stadtoberhaupt ganz offensichtlich stolz auf diese Rolle, die damit seiner Kommune zugeschrieben wird. Zwar wisse er, dass manche Kommunen im Land durchaus kritisch darauf schauten, wie viel Geld wegen der Buga in Erfurt investiert werde. Was nicht nur für die Buga stimmt. In vielen Regionen des Freistaats – besonders tief im Süden und tief im Osten des Landes – wird immer wieder moniert, das Land konzentriere sich viel zu sehr auf die Förderung Erfurts. Doch man müsse eine Tatsache anerkennen, sagt Bausewein dann auch noch. „Erfurt ist nicht nur Landeshauptstadt, die Stadt ist auch das Zentrum Thüringens.“ Ungezählte Thüringer aus dem gesamten Land kämen regelmäßig als Gäste in die Stadt – bald auch, um die Buga zu besuchen.

Bau- und Infrastrukturtechnisch jedenfalls scheint es tatsächlich möglich zu sein, die Buga im April 2020 zu eröffnen. Jedenfalls nach dem, was Ramelow und Bausewein an diesem Tag auf der ega zu sehen bekommen, liegen die Bauarbeiten gut im Zeitplan. Überall auf dem Gelände wird gebaggert und gegraben und geschleppt, werden Fließen verlegt, Pavillons gestrichen, alte Aufkleber entfernt. Und es wird Rasen gemäht. Die Coronakrise habe zu keinen Bauverzögerungen geführt, sagt die Geschäftsführerin der Buga, Kathrin Weiß. Auch aus dem Inneren des Danakil zeigt sie Fotos, die zu belegen scheinen, dass die dortigen Arbeiten weit vorangeschritten sind und der pünktlichen Fertigstellung nichts mehr im Wege steht. „Die ersten Fische sind schon umgezogen in die Aquarien“, sagt sie. Derzeit würden die Geländer für die Besucher im Inneren des Hauses montiert.

Zudem betont Weiß – wohl auch, um innerthüringischen Neiddebatten entgegen zu wirken –, dass der gesamte Freistaat von den Buga-Arbeiten in Erfurt profitiere. Zumindest indirekt, weil nach ihren Angaben vor allem Thüringer Firmen die Aufträge für Buga-bezogene Bauarbeiten erhalten haben – und deren Gewerbesteuern bleiben im Land. Etwa 80 bis 85 Prozent der Aufträge, die im Zusammenhang mit den Bauarbeiten auf dem ega-Gelände vergeben worden seien, hätten Thüringer Unternehmen erhalten, sagt sie. Alleine dort werden etwa 35 Millionen Euro verbaut.

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