Berlin/Erfurt - In Thüringen werden mehrere hunderttausend Frauen von der Verbesserung bei der Mütterrente profitieren. Rund 348 000 Rentnerinnen hätten vom 1. Juli an Anspruch auf das Geld, teilte die Deutsche Rentenversicherung Bund der Nachrichtenagentur dpa auf Anfrage mit. Von der Neuregelung, die am Freitag im Bundesrat beschlossen wurde, profitieren Frauen, deren Kinder vor 1992 zur Welt kamen. Sie dürfen pro Kind mit monatlich gut 26 beziehungsweise 28 Euro (Ost/West) brutto mehr Rente rechnen. Die Koalitionsfraktionen CDU und SPD begrüßten die Änderungen, während die Thüringer Grünen vor einem Betrug an künftigen Generationen warnten.

Der Rentenversicherung zufolge muss kein Antrag auf die Anerkennung gestellt werden. Die Rentenfälle mit gespeicherten Kindererziehungszeiten würden von Juli an neu berechnet, sagte eine Sprecherin. Nur wer die Erziehungszeiten für vor 1992 geborene Kinder bislang nicht geltend gemacht hat, sollte ein entsprechendes Formular der Rentenversicherung ausfüllen.

Mit der Neuregelung bei der Mütterrente soll die Anerkennung von Erziehungszeiten verbessert werden. Wurde für vor 1992 geborene Kinder bislang nur ein Jahr berücksichtigt, sollen es vom 1. Juli an zwei Jahre sein. Doch es gibt auch Kritik: Mütter mit nur kurzen Babypausen werden davon wenig oder gar nicht profitieren. Das betrifft besonders Frauen aus der ehemaligen DDR. Dort war es üblich, dass Mütter schon relativ kurz nach der Geburt wieder arbeiteten.

Das Paket schließe Gerechtigkeitslücken und erkenne die Lebens- und Arbeitsleistungen von Millionen Männern und Frauen stärker an, betonten die Thüringer CDU-Bundespolitiker Manfred Grund und Albert Weiler. Die SPD-Landespolitikerin Dagmar Künast nannte das Paket einen «wichtigen Beitrag für mehr Gerechtigkeit zwischen Ost und West».

Nicht nachvollziehen kann hingegen die Grünen-Fraktionschefin im Thüringer Landtag, Anja Siegesmund, die «überschwängliche Freude» bei CDU und SPD. Das Rentenpaket koste zunächst einmal allen Arbeitnehmern einen Teil ihres monatlichen Einkommens. Schwarz-rot habe die Rentenkassen geplündert, indem auf das Absenken der Beitragssätze verzichtet wurde. Vor allem die Mütterrente sei ein familienpolitisches Instrument und dürfe nicht aus der Rentenkasse finanziert werden, betonte sie.

Die Mütterrente ist der teuerste Teil des schwarz-roten Rentenpakets, das am Freitag vom Bundestag beschlossen wurde. Sie kostet bis 2030 bundesweit jährlich etwa 6,5 Milliarden Euro im Schnitt. dpa