Steinach "Wir geben nicht auf, was wir hier haben"

Viele Zeichen der Anteilnahme haben die Steinacher jener Familie zukommen lassen, deren Haus seit einem Großbrand am 11. April unbewohnbar ist. Rathaus und Verein Freies Wort hilft beteiligen sich mit einem Spendenaufruf.

 
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Steinach - Danny Vogel hatte eine Nachtschicht im Betrieb hinter sich. Als der Schreiner am Morgen des 11. April nach Hause kam - die zwei Jungs in der Schule, die Frau auf der Arbeit - hatte er sich erstmal hingelegt. "Ich bin dann vom Gestank aufgewacht und hab‘ mich im ersten Moment über den schwarzen Rauch am blauen Himmel gewundert, den ich durch‘s Fenster gesehen hab’." Dazu weiße Flecken, die sich Punkt um Punkt am Glas festsetzten.

Dem Dämmerschlaf folgte die Schrecksekunde, als Vogel Asche und Funkenflug erkannte. Der 41-Jährige hastete sofort die Treppe hinunter und warnte die Schwiegereltern. Zusammen mit dem Schwiegervater und dem Schwager versuchte er noch, das Geschehen irgendwie in Griff zu bekommen, die Katastrophe einzudämmen. Vergebens. "Da war nichts mehr auszurichten." Es blieb nur der Rückzug.

"Später hat die Feuerwehr mir gesagt, wir seien ja irre, dass wir das überhaupt mit dem bisschen Wasser im Eimer versucht haben. Aber was willst du machen?" Danny Vogel seufzt. "Es ist unser Haus. Da probierst du alles, um es zu schützen."

Rasend schnell breitete sich das Feuer im Dachstuhl aus. Als die Scheiben unter der Gluthitze barsten, zündeten die Flammen durch. Der scharfe Wind in den Mittagsstunden des 11. April, er fachte den Brand weiter an. Meterlange Flammen schossen fast waagrecht aus dem Fenster.

Um 12.40 Uhr war die Feuerwehr alarmiert worden. Fast drei Stunden brauchte es, bis sich über den Retterfunk die erlösende Alles-unter-Kontrolle-Meldung absetzen ließ. Eine knappe Hundertschaft an Feuerwehrlern aus dem gesamten Landkreis hatte beim Löschen geholfen. Ihnen übermittelt Danny Vogel seine Dankbarkeit und tiefe Achtung im Namen aller Betroffenen: "Das ist schon echt Wahnsinn, was die Ehrenamtlichen da leisten - und unter solchen Bedingungen in ein brennendes Haus einrücken."

Erst Feuer, dann das Wasser

Was sich beim Dauerbeschuss aus vollem Strahlrohr indes nicht vermeiden ließ, waren Schäden in Größenordnung. "Ich habe da niemandem einen Vorwurf zu machen. Das ist mein erster Satz. Aber klar: Was das Feuer nicht zerstört hat, das hat das Wasser kaputt gemacht." Vom Gebälk des Dachstuhls sind stellenweise nur verkohlte Balken übrig geblieben. Und im Ergebnis der Feuchtigkeit platzt in den Geschossen darunter der vollgesogene Putz mittlerweile in großen Brocken von den Wänden. Vom Mobiliar ist nichts zu retten, schildert Vogel. Ob Küche oder Wohnzimmer, die Zimmer unterm Dachstuhl, wo Danny Vogel mit seiner Frau und den zwei Buben, neun und 14, lebt, oder in der Mitte, wo die Schwiegereltern ihren Bereich haben, beziehungsweise im unbewohnten Erdgeschoss, das Tante und Onkel gehört - überall bietet sich das traurige Bild aufgequollener Schränke und durchweichter Decken. Von zerstörten Erinnerungen an ein glückliches Leben im Familienverbund. Einigermaßen unbeschadet geblieben sind nur die Wohnung von Schwager und Schwägerin und die Arztpraxis im Nebengebäude.

"Als wir wieder hineindurften, um zu schauen, was vielleicht übriggeblieben ist, war’s vor allem für meinen Jüngsten echt schwer. Die Plüschtiere auf dem Kinderbett - alle weg. Er hat nur geweint. Und der Ältere, der hat auch richtig zu kämpfen."

Wie es weitergehen wird, das ist offen. Nur so viel ist klar: "Wir kommen zurück, wir geben das nicht auf, was wir hier haben." Ermutigt wurden die Vogels in ihren Hoffnungen von einer ersten Einschätzung des Gutachters. "Der hat gemeint, dass das Haus nicht verloren ist und sich wieder aufbauen lässt. Das machen wir auch", lautet die Ansage ans Schicksal. Welchen Aufwand es dafür braucht, wann die Versicherung zahlt, das lässt sich zurzeit allerdings nicht sagen. Wenn’s gut läuft, könne der Kampf um Wiederaufbau und Wiedereinzug im Mai aufgenommen werden.

Die Polizei zumindest hat ihre Ermittlungen vor Ort beendet. Brandstiftung war dabei rasch ausgeschlossen worden. Zuletzt hieß es am Montag auf Nachfrage dieser Zeitung, die Experten würden noch einmal den Schlot genauer in Augenschein nehmen wollen, also jene Stelle auf einen Defekt sichten, an der die Feuersbrunst ihren Ausgang nahm.

Die Freunde halfen aus

Viele Zeichen des Zuspruchs und der Anteilnahme hat die Familie in der kurzen Zeit nach dieser privaten Katastrophe erhalten. Alle kann der Familienvater gar nicht aufzählen. Da gab es die Arbeitskolleginnen seiner Frau im AWO-Kindergarten, die gesammelt haben. Sein Freund Sandro Büttner von der Son-Tec aus Sonneberg unterstützte ihn dabei das massiv beschädigte Dach mit einer Plane abzudichten, damit es nicht hineinregnet. Freunde und Bekannte halfen mit Geld aus, der eine stiftete Kindersachen, ein anderer Plüschtiere. Verbunden sind die Eheleute vor allem Danica und Uwe Krauß. "Die sind an dem Tag, an dem es bei uns gebrannt hat, in den Urlaub gefahren. Und sie haben uns sofort den Schlüssel ihrer Wohnung in die Hand gedrückt, damit wir eine Bleibe haben." Für die Zeit nach dieser ersten Notlandung haben sich die Vogels eine Ferienwohnung am Markt gemietet, wo sie vorerst unterkommen wollen. Nicht für immer, betont der 41-Jährige, nur so lange wie es dauert, bis es zurück in die eigenen vier Wände geht.

Zurück in ein normales Leben, das in den Mittagsstunden des 11. April in Rauch und Asche aufging.

Die Stadt Steinach und der Verein "Freies Wort hilft" e.V., das Hilfswerk dieser Zeitung, wollen die Betroffenen in dieser Ausnahmesituation unterstützen. Unter dem Stichwort "Steinach" werden über die Rhön-Rennsteigsparkasse unter IBAN DE39 8405 0000 1705 017 017 ab sofort Spenden entgegengenommen, die dann in Kürze als Soforthilfe an die Familie ausgereicht werden.

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