Erfurt/Benshausen Benshausen für Ben: Alles Gute, kleiner Mann!

Ein Moment großen Glücks: Ben mit seiner Oma und einem der Geschenke. Quelle: Unbekannt

Leser bewegt das Schicksal des kleinen leukämiekranken Ben aus Meiningen. Eine Firma aus Benshausen bei Suhl gab Spenden, Herzenswärme und Humor.

 
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Erfurt/Benshausen - Die respektablen 10 218 Euro, die seit dem ersten Bericht im August unter dem Spendenstichwort "Ben" beim Hilfswerk dieser Zeitung eingegangen sind, widerspiegeln erneut die oft so großherzige südthüringische Hilfsbereitschaft.

Freude und große Dankbarkeit darüber spürten indes vor allem Bens Eltern Nadine und Alexander Wenk sowie die Großeltern von Ben, der dies alles noch nicht verstehen kann.

Nahezu tägliche Fahrten von Meiningen ins Erfurter Helios-Klinikum, zusätzliche Übernachtungskosten, um dem Kind bei seiner harten Chemotherapie ständig vertrauten Rund-um-die-Uhr-Beistand zu geben: Zumindest finanziell können die Wenks dies seit der schnellen Erst-Unterstützung von 3000 Euro des Hilfevereins mit etwas weniger Sorgen angehen.

Denn Bens Mama Nadine, die mit ihrem Mann bei der Meininger Lebenshilfe arbeitete, hat neben ihrer längst hilfreichen Tochter Zoey noch ihr Baby Nele zu versorgen.

Das Familieneinkommen ist so freilich eingeknickt, während der Vater Tag und Nacht in der Klinik um seinen Ben sein will und muss, auf der schmalen Liege neben dem Therapiebett liegt und hofft. Tröstet. Wacht. Und versucht, Schlaf zu finden.

Als es vergangenen Dienstag an Bens Tür klopft, hat gerade Oma Eva Wach-Schicht. Es wird eng im Zimmer, als vier Beschäftigte der Veritas eintreten, einem Kunststoffhersteller aus Benshausen bei Suhl. Eine Alkoholfahne umweht die Besucher. Vor Betreten der Station mussten sich alle gründlich mit alkoholischem Gel desinfizieren.

Ben, der wegen eines Infekts seine Chemotherapie unterbrechen musste, braucht einige Minuten, um die Situation nach dem Mittagsschlaf zu taxieren. Auch dann noch, als Steffi Voigt, Antje Petzold, Tino Voelkel und Enrico Dänecke ihren großen Geschenkekartons überreichen - und damit die Verwunderung des Kleinen rasch in eine Art Weihnachtsbescherung verwandeln.

Die Personal-Teamleiterin, die Geschäftsführungsassistentin, der Betriebsratsvorsitzende und sein Vize des Autozulieferers erleben jetzt, wie nicht nur Ben selber, sondern auch sein hinreißender Charme erwacht. Er schaut mit seinen Wangengrübchen von Besucher zu Besucher, dann, sich vergewissernd, wieder zur Oma. Und lacht vorsichtig! Ein knallrotes Feuerwehrauto mit langer Leiter!

Anders als bei den meisten Leidensgefährten auf seiner Station widerstehen die meisten seiner ausgedünnten blonden Haare noch der Chemotherapie.

Doch all diese schweren Krankheits-Umstände verblassen für fast zwei Stunden. Die Begegnung wird richtig ausgelassen Selbst eine Krankenschwester sieht jetzt nach dem Rechten: "Alles okay hier?"

Ben kriegt sich da vor Lachen kaum wieder ein, weil seine Gäste zur Melodie der kleinen, ebenfalls mitgebrachten Spieluhr eine spontane Rock-Pantomime aufführen.

Immer, wenn der Kleine die Kurbel nicht weiterdreht, die Musik stoppt, verharren die Veritas-Künstler in ihrer Körperhaltung. Ben ist begeistert, kurbelt wieder, die Pantomimen rocken weiter, noch mehr Spaß.

Nur noch getoppt, als Bens langer Dauerinfusionsschlauch kaum ausreicht, als er vom Bett krabbelt.

Denn was für Oma Eva unter Tränen die Entgegennahme des Spendenschecks über 1000 Euro - Ergebnis des "Very Open"-Tages der offenen Tür in der Veritas - ist für Ben nun der Tatütata-Blaulichtgruß.

"Aus Ben...s...hausen" kalauert Betriebsratsvorsitzender Voelkel, der mit dem Jungen und dem großen Feuerwehrauto über den Fußboden robbt. Ein Löscheinsatz nach dem anderen ist zu bestreiten.

Eine Spendenübergabe mit so viel warmer Herzlichkeit! So wie Ben seinen Besuchern beim Gehen nachschaut, schwingt darin das halblaute Versprechen mit: "Alles Gute kleiner Mann, wir sehen uns doch bestimmt bald wieder?" Ganz sicher: Es war ein unvergesslicher Nachmittag.

Ob hier im Erfurter Klinikum oder daheim in Meiningen: "Bis Januar 2018 hoffen wir zu wissen, ob die wirklich hammerharte Chemo und erhoffte Genesung schneller voran kommen als die mörderischen Krebszellen-Attacken in unserem Jungen", sagt Papa Alexander, als er am Telefon von der Benshäuser Veritas-Spendenaktion und Bens Begeisterung bei deren Abschluss am Therapiebett erfährt. uhu

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