Thüringer helfen Ein Extra-Holz-Engelchen für Roland Weißbrodt

Weder gesundheitlich noch mental fällt es Roland Weißbrodt so ganz leicht, sich vom letzten tischlereimäßigen Nachlass seines Vaters zu trennen. Foto: uhu

Über eine so unerwartete und umfassende Hilfe ist mein Martin mehr als glücklich!" Monika Schulz sagte dies vorgestern am Telefon. Gerade kam ihre Familie von einem kurzen Urlaub zurück.

 
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"Über eine so unerwartete und umfassende Hilfe ist mein Martin mehr als glücklich!" Monika Schulz sagte dies vorgestern am Telefon. Gerade kam ihre Familie von einem kurzen Urlaub zurück. Schon einen Tag, nachdem wir auf dieser Seite unter dem Titel "Lass dich nicht unterkriegen" über das herzensvolle Hobby ihres blinden Sohnes Martin berichtet hatten, kamen Unterstützungs-Angebote:

"Ich hätte von der früheren Tischlerei meines Vaters und Großvaters noch tipptopp Sperrholzplatten, da dürfte Martin lange mit auskommen beim Engel-Schnitzen", rief als erster Roland Weißbrod aus Wichtshausen bei Suhl an. Etwas schwer ums Herz war es ihm dann aber doch, als er kurz danach die großen Platten mit uns vom Jahrhunderte alten Dachboden der Tischlerei die Treppe herunter bugsierte.

Und das im doppelten Sinne des Wortes: Roland muss baldmöglichst das Vaterhaus samt reichlich Nebengelass verkaufen, weil ihm so vieles bei dessen Instandhaltung und Nutzung über den Kopf wächst. Wie viele Angehörige seiner Familie ist der 58-Jährige zudem schwer herzkrank: "21 Herzkatheter, acht Stents - Top-Ärzte in Eisenach! Aber ich produziere derart viel Kalk, dass der letzte Bypass schon nach vier Wochen wieder zu war."

Schwer ums Herz - so erklärt Roland beim Verschnaufen nach dem Verladen - sei es ihm aber auch deshalb: "Vater war als Tischler der gefragteste Treppenbauer im früheren VEB Haselgrund hier. Der starb aber auch schon mit 62: Herzgeschichte, genau wie ich!"

Mit seiner eigenen Erkrankung ist Roland längst Erwerbsunfähigkeitsrentner. Auch sein nach der Wende noch zehn Jahre betriebenes kleines "Cafe Roland" im jetzt zu verkaufenden Haus mitten im Ort, sei "dann nicht mehr zu machen gewesen".

Seine "einst 20 Jahre als Gastronomieleiter beispielsweise im Suhler ,Kaluga' endeten aber vor allem aus anderen Gründen", erinnert sich der gelernte Koch und Fleischer: "Wir wurden als erste entlassen, Fleisch kam ja nun auch als vakuumverpackte Massenware aus dem Westen."

Dass Roland dennoch schmunzelnd sein T-Shirt mit der Aufschrift "Oldtimer, kein Rost, nur leichte Gebrauchsspuren, Topzustand" trägt, hängt auch damit zusammen: Zum alten Eisen will er nicht gehören. "Deshalb engagiere ich mich auch im VdK."

Roland kennt es als Vorstandsmitglied des Sozialverbandes im Bereich Meiningen, Zella-Mehlis, Suhl und Schleusingen: "Es werden immer mehr Menschen, die zu uns kommen. Mit konkreten Fällen, die sie nicht nur an der sozialen Gerechtigkeit hierzulande zweifeln lassen."

Martin Schulz bastelt heute schon wieder an einem seiner Sperrholz-Engelchen. Eins, das er speziell für Roland Weißbrodt macht. uhu

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